Neue Musikzeitung
Ausgabe November 2011

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In der Oktoberausgabe 2010 berichteten wir über ein im Sommer letzten Jahres im Bechstein-Zentrum Hannover stattgefundenes Kammermusik-Konzert mit Werken von Prof. Violeta Dinescu, Peter Florian, Christoph Keller, Roland Poelman, Prof. Gerhart Schäfer, Helmut W. Erdmann und Rudolf Suthoff-Groß.
Unser Vorhaben, Ihnen diese unsere niedersächsischen Komponisten aus dem Deut-schen Tonkünstlerverband (DTKV) nacheinander vorzustellen, wollen wir heute weiterführen und stellen unseren Lesern vor:

Prof. Peter Florian

Der im Jahre 1944 in Klausenburg (heute Cluj-Napoca) in Rumänien geborene Pianist und Komponist absolvierte sein Studium an der Klausenburger „Gheorghe Dima“ - Musikakademie und legte den Abschluss im Hauptfach Klavier ab. Er erinnert sich dazu: „Während dieses Studiums habe ich zahlreiche zeitgenössische Werke auf- und uraufgeführt. Dadurch bekam ich einen guten und tiefen Einblick in die modernsten Kompositionstechniken.“
Bereits als 14-jähriger hatte er sein Debut mit Orchesterbegleitung. Im Jahre 1964 errang Peter Florian einen ersten Preis beim "Festival republican" in Bukarest. Sein Stipendiat in der Solistenklasse von Prof. Reimar Dahlgrün in Hannover trat er 1972 an. Beim Internationalen Musikwettbewerb "Maria Canals" in Barcelona erhielt er 1973 die "Primera medalla".
Als Klavierpädagoge arbeitete er fünf Jahre am Musikgymnasium in Cluj-Napoca. Nach dem Studium in Hannover unterrichtete Peter Florian von 1973 bis 1978 in der Meppener Musikschule des Emslandes Klavier.
Sein kompositorischer Werdegang begann erst 1975. „Die Meppener Kollegen haben mich solange nicht in Ruhe gelassen, bis ich ein Bläserquintett "en vogue" für sie geschrieben habe. Damit fanden wir bei Radio Bremen Gehör, wir wurden eingeladen und uns wurden mehrere Produktionen angeboten“. Peter Florian nennt seine Initialzündung zum Komponieren: „Ich wollte komponieren, um die "richtigen, großen" Komponisten besser verstehen zu können und damit ich sie besser auf dem Podium aber, aber auch als Lehrer, vermitteln wollte“. In Meppen fand er dazu ein junges, engagiertes Kollegium mit hervorragenden Bläsern. „So habe ich angefangen, wie besessen immer neue Stücke zu schreiben“, sagt er.
Den Verdienst aus den Produktionen investierte er in das 1976 gegründete "Ensemble variable musica nova", organisierte kleine Tourneen und verschrieb sich „der heiligen Aufgabe, zeitgenössische Musik zu verbreiten“, wie er es selbst nennt. Für dieses Ensemble entstanden mehrere Werke wie: Premiere; Traum-Traum; Trio für Violine, Horn und Klavier und Über-Legungen. Nach dem Besuch eines Kompositionsseminars in Wien 1984 wurde sein Werk "Serpentine" im ORF gesendet.
Von 1979 bis 1989 war Peter Florian erster Vorsitzender des DTKV Bezirks-verbandes Osnabrück-Emsland. Seit 1996 nun begleitet er das Amt des Vor-sitzenden des Kreises Osnabrücker Komponisten.
Die jährlichen Konzerte des Kreises Osnabrücker Komponisten waren für ihn immer die passende Gelegenheit, sich mit Uraufführungen zu beteiligen. Auch bei den "Osnabrücker Künstlerwochen" nutzte es ständig die Gelegenheit, Kontakte mit Künstlern anderer Sparten zu knüpfen: zum Beispiel mit der bildenden Kunst oder auch Tanz und Fotografie. So erhielt er die Anregungen und Möglichkeiten, ersten multimedialen Werke zu erarbeiten: "Reise um den Tag" für Celloorchester, „Diaporama und Tanz“, die "Hölderlin-Fantasie" für Bildprojektion und auch „Klavierquartett und Tonband“. In Budapest wurde 1991 sein "Stilleben" uraufgeführt.
Das im Rahmen des "KlangArt"- Festivals aufgeführte multimediale Auftragswerk "OSmose" entstand 1993. Hier wurden eingesetzt: mehrere computergesteuerte Klanginseln, Aktionen mit Kindergruppen, Blaskapelle und Textvorlesung.
Bereits seit 1981 benutzt Peter Florian elektronische Medien in seinen Kom-positionen. Als erstes Werk entstand so das Stück "Fan-Tasten", ein Duell zwischen Klavier und Sequencer. Dies ist auch auf dem CD-Doppelalbum "Osnabrücker Komponisten" erschienen. Seine Werke sind alle als Unikate zu werten. „Er verfolgt nicht einen "Stil", sondern schreibt vom Anlass bestimmte Werke, die vom Stück mit folkloristischen Elementen bis zur radikal avantgardistischen Performance reichen“, lesen wir im Internet.
Weitere Daten aus seiner künstlerische Laufbahn sind: ab 1978 gibt er Unterricht im Hauptfach Klavier am Osnabrücker Konservatorium. „Ich bin im Jahr 2000 als Professor für Klavier an die Fachhochschule Osnabrück, der heutigen Hochschule Osnabrück, berufen. So widme ich mich immer mehr meiner pädagogischen Arbeit als Lehrer. Damit geht einher, das ich zur Zeit das Komponieren vernachlässige“, äußert er der „neuen musikzeitung“ (nmz) gegenüber. „Meine "heilige Aufgabe", neue Musik weiterhin zu verbreiten, werde ich allerdings nie aufgegeben“. So war er zum Beispiel im Herbst 2010 in Südkorea und hat dort mit seinem Osnabrücker Klavierduo Kim & Florian vier neue großartige Werke koreanischer und chinesischer Komponisten uraufgeführt. Die letzte Konzertreise mit dem Klavierduo war im Juni 2011.Der Komponistenverband aus Twer (Russland) hatte zu einem Festival für vier Konzerte eingeladen. Dort wurden zeitgenössische Klavierduo- und Solostücke und ein Bach Konzert (BWV 1061) mit einem dortigen Kammerorchester interpretiert.
Gunter Sokolowsky (gs)


Qualität für die musikalische Bildung

Landesdelegiertenversammlung berät über zeitgemäßes Arbeiten

Hannover. In der Landesgeschäftsstelle Niedersachsen trafen sich nun schon traditionell im September der Landesvorstand des Deutschen Tonkünstlerverbandes (DTKV) und die Delegierten der sieben Bezirksverbände (BezVb) aus Niedersachsen zur Berichterstattung über Geleistetes und die Beratung neuer Wege der musikalischen und öffentlichen Arbeit. Dazu waren erfreulicher Weise auch Nichtdelegierte zahlreich erschienen, um wichtige Anliegen zur Beratung vorzubringen.
Hier sollen nun nur einige wichtige Gedanken aus der Beratung angesprochen werden:
Es gab Einigkeit über die strengen Aufnahmekriterien für neue DTKV-Mitglieder in Niedersachsen. Sie beruhen auf der Tatsache, wirklich gute und qualifizierte Lehrkräfte unter der „DTKV-Marke“ öffentlich zu vertreten. Ganz klar wurde fest-gestellt, dass dabei nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Möglichkeit eines Quereinstiegs in besonders überzeugenden fällen (ggf. auch durch Veröffentlichungen wie z.B. CD’s) berücksichtigt werden und der Vorstand über die Aufnahme schnell beraten und entscheiden wird.
Zu den erwähnenswerten Vorhaben des DTKV Niedersachsen gehören: das Braunschweiger Klavierseminar (nmz berichtete im September ausführlich) am 19.11.2011 mit Prof. Hans-Peter Stenzl, Prof. Volker Stenzl sowie Prof. Sibylle Cada.
Ein weiteres Konzert mit Werken niedersächsischer Komponisten soll am 18. Mai 2012, 19 Uhr in Lüneburg stattfinden.
Die neue Vorsitzende des BezVb Hannover, Cordula Sodt, forderte dazu auf, den Berufsverband in der Weise zu stärken, das mit allen Mitgliedern neue Ideen und Projekte angestrengt werden müssen und dazu auch geeignete regionale Partner zu gewin-nen sein müssten. Sie dankte ihrem Vorgänger, Ronald Paduch, der durch seine Arbeit als Vorsitzenden die letzten Jahre wesentlich zur Arbeit des BezVb Hannover beigetragen hatte.
Von ihrer Arbeit im Fachbeirat des Niedersächsischen Jugendorchesters (seit 2000) berichtete Isabel Moreton aus Hannover. Die Entwicklung der 14- bis 21-jährigen zu verfolgen sei ausgesprochen spannend. Sie ermutigte alle Instrumentallehrer, ihre begabten Schüler unbedingt zum Probespiel zu schicken.
Im Fachbeirat von „Jugend musiziert“ arbeitet seit 2001 unsere BezVb-Vorsitzende für Cuxhaven/Stade, Gudula Senftleben. Sie hob hervor, dass die nach der Wertung stattfindenden Beratungsgespräche durch die Jury-Mitglieder von besonderer Bedeutung für die weitere musikalische Arbeit alle Teilnehmer am Wettbewerb sind.
Prof. Helmut W. Erdmann, Vorsitzender des BezVb Lüneburg, sprach über sein Fachgebiet „Neue Musik“. National wie auch international sei es dringend erforderlich, nicht nur die Interpreten der Neuen Musik, sondern unbedingt auch die Autoren bekannt zu machen. (Anmerkung der Redaktion: seit März 2010 haben wir auf dieser Seite bereits 5 Porträts niedersächsischer Komponisten veröffentlichet! Wir werden diese Reihe fortsetzen.) Auch die Komponisten müssten lernen, für Amateurmusiker zu schreiben. Nicht nur seine Meinung ist es, die Komponisten an den Beginn der Verteilerkette zu stellen. So sollten diese auch in „Jugend musiziert“ einbezogen werden, damit sie dafür Werke schreiben können. Auch forderte er den „Schulterschluss“ mit Sachverstand“ mit anderen Musikverbänden.
Die Teilnehmer der Versammlung wurden sich auch darüber einig, wichtige fachübergreifende Themen für Seminare und Workshops vorzubereiten und künftig anzubieten. Als Motivation auch für Nichtdelegierte, an diesen Beratungen teilzunehmen, soll bereits im kommenden Jahr ein Fachvortrag während der Landesdelegiertenversammlung angeboten werden.
Der Landesverband Niedersachsen und seine Bezirksverbände werden alles dafür tun, die DTKV-Lobby wesentlich zu stärken und dabei nicht alles hinzunehmen, was die gut geleistete Arbeit beeinträchtigen kann.
Dazu wir auch die völlig neue DTKV-Präsentation in der „neuen musikzeitung“ (nmz) ab Februar 2012 beitragen.
Es wurde festgestellt, dass das Bildungspaket der Bundesregierung zur ganz gezielten Unterstützung von Kindern und Ju-gendlichen für Bildungs- und Ausbildungsleistungen in unserem Fachgebiet, der musikalischen Ausbildung am Instrument und im Gesang, nicht greifen kann.
Gunter Sokolowsky (gs)


Willkommen und Abschied bei Musiktagen in Hitzacker

Intendant Dr. Markus Fein übergibt Festival-Leitung an Carolin Widmann

„Everything is FEIN“ – dieser Titel einer Filmproduktion der Hitzacker Festival Fellows bringt die letzten 10 Jahre der Sommerlichen Musiktage auf den Punkt, den Brennpunkt nämlich, der Dr. Markus Fein heißt. Er ist der Mann, der als Inten-dant und Musikvermittler der Nation die „Sommerlichen“ profiliert hat: Sie wurden im Rückblick zu einer der innovativsten Kammermusik-Adressen in Bezug auf durchaus mit Crossover- und Event-Effekten dramaturgisch durchkomponierte Themenprogramme, Neue Musik direkt am Puls der Zeit, vorbildliche Vermittlungskonzepte, große Künstler zum Anfassen und besonders die Jugendakademie „Festival Fellows“ als Förderung des Festspiel-Nachwuchses. Und alles das auf höchstem künstlerischen Niveau – das ist eben „FEIN“.
Seine vielseitigen Fähigkeiten wird der Musikwissenschaftler nun in der Berliner Philharmonie als Programm-Dramaturg unter Beweis stellen, eine Aufgabe, die diametral zu den naturnahen Hitzacker-Entscheidungsfreiheiten erscheint. Auf die ganz anderen Dimensionen, sowohl die der großen Stadtlandschaft wie auch der Musikgattungen, die Zusammenarbeit mit dem berühmten Orchester, die Profilierung von Kammermusikreihen und  verstärkte Vermittlungsarbeit im Programmspektrum des Hauses, auf dieses reiche Betätigungsfeld freut sich Markus Fein.
Nicht ohne sein Feld in Hitzacker gut bestellt zu haben: Verwaltung und Finanzen sind stabil, Förderinstitutionen und Spon-soren langfristig mit im Boot. Und seiner unter 9 Mitbewerbern ausgewählten Wunschkandidatin Carolin Widmann, einer „phänomenalen Persönlichkeit“, wünscht er „viel Raum für Eigenes“.
Nach dem „Zwischenspiel“ eines Wissenschaftlers an der Spitze liegt das Festival nun wieder in künstlerischen Händen, deren Reihe in langen 66 Jahren so bekannte Namen wie Günter Weisenborn oder Rudolf Koeckert angehörten. Zum ersten Mal aber steht eine Frau am Ruder!
Die 35jährige Carolin Widmann, international renommierte Münchner Violinvirtuosin, ist mit zahlreichen Preisen bedacht worden. Für ihr besonderes Engagement im Bereich der zeitgenössischen Musik erhielt sie 2004 in Hitzacker den Schneider-Forberg-Preis und verzeichnet seither eine steile Karriere, bringt auch immer wieder neue Werke zur Uraufführung: gerade jetzt im September steht das Violinkonzert von Rebecca Saunders an. Brennend vor Begeisterung und Vorfreude auf die neue Aufgabe in Hitzacker wird sie auf den erfolgreichen bisherigen Strukturen aufbauen, auch hier ihre ausgedehnten Netzwerke zu Künstlern nutzen, sie möchte das Stammpublikum fesseln und noch mehr Jugend anlocken. Dazu strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den regionalen Musikschulen und PMLs an. Für die energetische Künstlerin wird “ein Traum wahr, von dem ich vorher gar nicht wusste, dass ich ihn hatte“.
Das Publikum im voll besetzten Verdo-Konzertsaal nimmt „Die Neue“ mit offenen Armen und Ohren auf - der minutenlang tobende Saal am Ende des ausgereiften Programmdebüts im Abschlußkonzert hat es eindrucksvoll bewiesen. Carolin Widmann hatte mit Luciano Berios „Sequenza 8“ für Violine solo (1976) und Schuberts raumgreifendem Oktett für Streicher und Bläser F-Dur D. 803 op. Posth. (1824) zusammen mit Weltklasse-Freunden Weltklasse gespielt und damit ihre Epoche bereits eröffnet.
Willkommen und Abschied, hier ganz nah. Standing Ovations für den unvergleichlichen Markus Fein. Eine Ära ist zu Ende gegangen.
Jutta de Vries (jdv)


Termine für Nov.Ausgabe

Cadenberge.  Am Sonnabend, 26.11. 2011, beginnt 17 Uhr im  Ratssaal Cadenberge ein Schülerkonzert der Bezirksgruppe Cuxhaven/Stade.
Göttingen. Das nächste Schülerkonzert in der Aula des Göttinger THG, Grotefendstr. 1, findet am Sonntag, 20.11.2011 statt.
Braunschweig. Das Klavierpodium in der Klavierfabrik, Grotrian-Steinweg-Straße 2, mit den Themen „Klavierduo –vierhändig oder an zwei Klavieren“ sowie „Miteinander reden im pädagogischen Dreieck Schüler-Lehrer- Eltern “ beginnt am Samstag, 19.11.2011, 10 Uhr. Als Dozenten wirken: Prof. Hans-Peter Stenzl, Prof. Volker Stenzl sowie Prof. Sibylle Cada.
(gs)


Zum 85. Geburtstag

Bad Essen/Osnabrück. Am 30. September feierte der niedersächsische Komponist Prof. Gerhart Schäfer seinen 85. Geburtstag. Auf diesem Wege übermitteln wir die herzlichsten Glückwünsche und bedanken uns bei unserem DTKV-Mitglied für die vielen von ihm geschaffenen interessanten Werke! Der gebürtige Bamberger wirkt im Bezirksverband Osnabrück/Emsland. Bereits 1951 erreichte er mit seinen Kompositionen nationale Anerkennung. Aufführungen finden im In- und Ausland Beachtung. (Anmerkung der Red.: das ausführliche Porträt wurde in Der Juli-Ausgabe 2011, S. 47, veröffentlicht.)

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