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Neue Musikzeitung
Ausgabe November 2010
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Schülerkonzert als „Klaviertheater“
Wer kennt das nicht: Das alljährliche Schülerkonzert steht an, aber es fehlt noch das Motto
für das heterogene Sammelsurium der schülerischen Darbietungen. Wenig aussagekräftige Titel wie „Mal laut — mal leise“ (eben fortepiano) oder „auf 88 Tasten durch drei Jahrhunderte“ sind erfahrungsgemäß wenig einheitsstiftend. Dieser pro-grammgestalterischen Not entspringt die schon seit Jahren erprobte Idee des Klavierpädagogen und Komponisten Ronald Poel-man, indem er aus der musikalischen Feierlichkeit ein Gesamtkunstwerk kreiert hat: Das „Klaviertheater“. Ein Genre, das sich die Konzeption des „Konzertmelodrams“ zueigen macht, wie es beispielsweise bei Mendelssohns Shakespeare-Vertonung „Ein Sommernachtstraum“ oder auch Schönbergs „Pierrot Lunaire“ der Fall ist. Das Besondere an Poelmans Spielszenen ist, dass sie das an sich beschränkte technische Repertoire der Unterstufe in die reiche Palette klanglicher Ausdrucksmöglichkeiten überfüh-ren. „Für das Licht ist vieles möglich, es findet einen Weg“. Mit diesen Worten macht Lucy Sonnenstrahl nicht nur dem in die Bredouille geratenen Jonathan Apfelkern Mut, sondern auch jungen Pianisten und Pianistinnen, die aufgefordert sind, nach einigen Ganzton-Clustern auf virtuose Weise den Einsturz des Hauses überzeugend zu realisieren. Der Weg aus diesem Chaos führt nur über eine chromatische Modulation, bis der neue Freund seine Gefangenschaft aus Schutt und Asche verlassen kann, um Lucy ins Licht zu folgen, was musikalisch naturgemäß kanonartig geschieht. Wenn sich am Ende die zarten Fäden von Himmel und Erde verbinden, glitzern Triolengirlanden über die Tastatur.
Kompositorisch sind Poelmans sowohl durch moderne experimentelle Musik als auch durch traditionelle Modi und den Jazz inspiriert. Die in Oldenburg zur Aufführung gekommenen Konzerte zeigen, dass die einzelnen Stücke die Spielfreude von Kin-dern und Jugendlichen wecken und damit en passant in die Welt musikalischer Phänomene einführen. So verliert die Bitonalität in dem griechischen Märchen „Die Schöne und das Ungeheuer“ den Nimbus des Konstruierten, weil es inhaltlich die Ambigui-tät menschlichen Daseins widerspiegelt. Der Zugang ist leicht, weil Poelman den Klangzauber wohlgefällig in die Kinderhand hineinkomponiert hat. Ein weiterer inspirierender Anreiz sind die liebevoll und humoristisch gestalteten Illustrationen und der hervorragend editierte Druck der Notenausgaben. Die Verbindung von künstlerischem Ausdruck, pianistischer Virtuosität und affektorientierter Klanggestaltung wird auf diese Weise zu einem spontanen Erlebnis, auch für die Zuhörer. (Fortsetzung folgt)
◾ Insa Oertel
BLUES-Workshops und Konzert mit dem Pianisten Christian Rannenberg
Oldenburg. Ein BLUES-Workshops und Konzert mit dem Pianisten Christian Rannenberg (Berlin) findet am Sa., 13.11.10, in der Freien Waldorfschule Oldenburg, Blumenhof 9, statt. Anmeldungen (bis 6.11.) und Infos unter Tel. 0441-76737 oder bei usch.ol@gmx.net..
◾ Gunter Sokolowsky (gs)
Schülerkonzert der Bezirksgruppe Göttingen
Göttingen. Das nächste Schülerkonzert der Bezirksgruppe findet am Sonntag, den 21.11.2010, um 11 Uhr, wieder in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums statt. Thema dieses Konzertes ist „Zum Tag der Hausmusik“. Geplant sind jegliche Beiträge aller Blas-, Streich- und Zupfinstrumente, Klavier, Gesang, Schlagzeug, alle Stilepochen von Barock bis zur Moderne, natürlich auch Jazz in Besetzungen von solo bis fünfstimmig.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)
Neue Mitglieder
Wir begrüßen als neue Mitglieder:
Tobias Lempfer, Hannover, Bezirk Hannover
Yoo-Rid Sung, Göttingen, Bezirk Göttingen
Patricia Buzari , Hannover, Bezirk Hannover
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