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Neue Musikzeitung
Ausgabe Februar 2013
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Forgetmenot – Im Zauberland der Klänge
Eine neue CD mit Werken für Flöte von Violeta Dinescu
Wer sich auf eine Entdeckungsreise zum Wesenhaften des Klanges und seiner unendlich erscheinenden Modifikationen begeben möchte, dem sei die im Jahr 2012 bei gutingi (Nr. 246) erschienene CD mit dem Titel Forgetmenot ans Herz gelegt. Der international renomierte Flötist Ion Bogdan Stefanescu interpretiert insgesamt 11 Werke von Violeta Dinescu.
Dabei kommen sämtliche Instrumente der Querflötenfamilie zum Einsatz, ergänzt durch die alt-chinesische Dizi-Flöte und das volkstümliche, im Klang etwas näselnde Kazoo. Stefanescus kongeniales Spiel begeistert durch einen unermeßlichen Klangreichtum bis hin zur magisch wirkenden Klanggestaltung, als würde der Gott Pan selber zum Träumen und zur Tranzendenz in seinen Zaubergarten einladen. Dazu wispert und singt Stefanescu, spielt mit Luft- und Klanggeräuschen, sowie weiteren rhythmisch-perkussiven Elementen, verfremdet die manchmal rituell anmutenden Melodiewendungen (teilweise an die rumänische und an fernöstlich-archaische Folklore anklingend) durch Flatterzungeneffekte und Obertonklänge, die sich bei den Bassflötenstücken Circuit V und Le double silence besonders reizvoll entfalten, einen geheinnisvollen Klanginnenraum auslotend. Die genau auskomponierten, rhapsodisch-improvisatorisch anmutenden Klanggesten und Melodiegestaltungen Dinescus erscheinen dadurch in immer wieder neuen Perspektiven, und auch häufig anzutreffende altbekannte Intervallstrukturen wie Terz, Septime und Tritonus bekommen eine neu aufleuchtende Klangaura. „Komponieren heißt für mich, einen Hauch von Wind in diese Klangräume zu bringen, so dass sie ins Leben kommen.“(V.D.)
Wer sich dem öffnet wird in Forgetmenot reichhaltige Anregungen für eine Reise ins Zauberland der Klänge und ihre geheimnisvollen Verwandlungen finden. Im ansprechenden und gehaltvoll gestalteten zweisprachigen Booklet (deutsch/englisch) finden sich ausführliche Beschreibungen zu den einzelnen Werken und zum Gesamtkonzept der CD durch Egbert Hiller und Informationen über den Interpreten und die in Oldenburg lebende rumänische Komponistin.
Christoph J. Keller (ler)
Portrait Ronald Poelman
Seit Herbst 2010 berichteten wir regelmäßig über niedersächsische „Neue Musik“ und stellen deren Autoren vor. Dazu haben 2010 in Hannover und Ende Mai 2012 in Lüneburg Konzerte mit Werken von Violeta Dinescu, Peter Florian, Christoph Keller, Ronald Poelman, Gerhart Schäfer, Helmut W. Erdmann und Rudolf Suthoff-Groß stattgefunden.
Unser Vorhaben, Ihnen diese unsere niedersächsischen Komponisten aus dem Deutschen Tonkünstlerverband (DTKV) nacheinander vorzustellen, wollen wir heute weiterführen und stellen unseren Lesern vor:
Ronald Poelman
Der im Jahre 1954 in den Niederlanden geborene Pianist und Komponist (der Vater war niederländischer, die Mutter schottischer Herkunft) hat sein Musikstudium am Conservatorium in Groningen (NL) mit dem Hauptfach Klavier und dem Nebenfach Komposition 1980 abgeschlossen. Seine Zeit in Groningen (1973 – 1982) nutzte er nicht nur zum Musikstudium. Er arbeitete auch als Korrepetitor und Ballettbegleiter und es kam überwiegend zu politischen Kompositionen. Ergänzende Studien kamen am Conservatorium Zürich im Jahre 2000 zum Abschluss.
„Wichtige Impulse zu meinem künstlerischen Wirken stammen aus Zusammenarbeit und Begegnungen mit Peter Heilbut im Fach Klavierpädagogik, mit Herbert Wiedemann in der Klavierimprovisation, sowie mit den Jazzmusiker Jasper van`t Hof und Fritz Hegi als Spezialist für Musiktherapie“, erwähnt Poelman.
Seit 1982 ist er in Deutschland tätig. In seiner Hamburg-Zeit (1982-1992) hat er einen Lehrauftrag an der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg, arbeitet in der wichtigen Begabtenförderung für Yamaha Europa und auch als Chanson-Begleiter. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Kompositionen für Theater und Jugendorchester.
Von 1991 bis 2001 wirkt er im Schwarzwald als freiberuflicher Klavierpädagoge. Als Musiktherapeut im Dürckheim-Zentrum beschäftigte er sich beruflich mit der integrativen Musiktherapie an der Europäische Akademie für psychosoziale Gesundheit (1988 – 1992), und der Initiatischen Therapie in der Bildungs- und Begegnungsstätte in Todtmoos-Rütte und erreicht dort 1997 einen Abschluss.
Als künstlerische Höhepunkte dieser Schwarzwald-Zeit nennt er die Konzerttätigkeit mit Eva Dümig (Flöte/Klavier), die Ensemble-Improvisation in der Gruppe „Ex Improviso“ sowie seine Kompositionen für Kinder.
Seit 2001 und bis heute ist seine künstlerische Heimat nun in Oldenburg. Ob als Pianist in verschiedenen Formationen (PianoSax) und Ensembles (vier- bis achthändige Klaviermusik) oder als Dozent für Klavierimprovisation im Masterstudiengang Musiktherapie an der Fachhochschule Frankfurt, seine Tätigkeit ist sehr arbeitsintensiv. Er ist auch Autor für den schweizer Verlag Nepomuk (seit 2011 bei Breitkopf & Härtel) und Pianodidact in Alzenau, Initiator von Projekten im Bereich Wort/Musik, Bild/Musik mit verschiedenen Künstlern sowie mit Kindern und Jugendlichen. Als Beispiel dafür ist die Oldenburger Kinderbuchmesse (Kibum) genannt, bei der er sehr engagiert die Musik mit einsetzt. Er startet seit 2003 jährliche Projekte mit jungen Schülerinnen und Schülern seiner Klavierklasse mit eigens dafür komponierter Musik zu Texten von Helme Heine, Jacques Prévert und anderen.
Bereits 2006 vertonte Poelman vier Gemälde von dem 1983 verstorbenen und aus Norddeutschland stammenden Maler Franz Radziwill. Dazu schrieb Reinhardt Rakow im März 2006 in der Nord-West-Zeitung (Zitat): „Als Kundiger … vermied er (der Komponist, Anm.d.R.) es tunlich, sich aufs brüchige Eis einer Programmmusik zu begeben. Seine Suite spiegelt … nicht mehr als „Resonanzen“ der Bilder wieder.“ Und „…von außerhalb der Natur entlehnte Symbole brechen endgültig das System der musikalischen Tonalität auf.“
Das kleine Melodram „Vogel Wunschfrei – eine moderne Fabel in Musik und Bild für einen sprechenden Pianisten oder Klavier und Sprecher“ erscheint 2009 in Druck und als CD in vier Sprachen.
Ronald Poelman antwortete damals auf die Frage nach der Zielgruppe unter anderem (Zitat): „Natürlich denkt man in erster Linie an Jugendliche, die diese Musik spielen werden. …Sicher wird „Vogel Wunschfrei“ in Zukunft vor allem im Rahmen von privaten und öffentlichen Vorspielstunden erklingen“.
In Zusammenarbeit mit dem Fotokünstler Peter Hoeltzenbein sowie mit der Oldenburger Autorengruppe Wortstatt wird das Projekt „Wolkenwege weltenweit“ seit 2008 durchgeführt: eine gemeinsame Präsentation von 4- bis 8händiger Klaviermusik, Texten und abstrakte Fotografie.
Im Februar 2012 gab Ronald Poelman ein Konzert mit Musik aus seinem Klavieralbum „Strake Gefühle“ zu Lyrik von deutschen Dichtern, sowie dem Klavierzyklus „Rainbow Rhapsodies“*) zu Fotografien von Peter Hoeltzenbein. Rezensent Rainer Ehmanns schrieb dazu (Zitat): “…die bei den Zuhörern spürbare Begeisterung, an einem besonderen Ereignis teilgenommen zu haben, all das spricht eine beredte Sprache: Wertschätzung eines … ungebrochenen Engagements … für die Musik und für die Überzeugung, dass Menschen durch Musik und Kunst Lebensqualität erfahren, die in der Hektik des heutigen Alltags notwendiger denn je geworden ist“.
Mit diesen Beispielen lässt sich belegen: Ronald Poelman hat sich mit „Herz und Seele“ der Klaviermusik mit Kindern und Jugendlichen verschrieben, als Pädagoge und als Autor der Musik.
*) zu beziehen bei dem Komponisten ronaldpoelman@web.de, Pionierweg 16, 26129 Oldenburg.
Gunter Sokolowsky (gs)
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Foto: Privat |
Wir begrüßen als neue Mitglieder:
Im Bezirk Niedersachsen NordWest:
Frau Kristina Dold, Oldenburg sowie
Frau Petra Maria Bondzio, Großefehn
Im Bezirk Göttingen:
Frau Svetlana Smertin,
Im Bezirk Hannover/Celle:
Frau Christine Etzold, Frau Angela Klöhn,
Frau Nora Matthies, Frau Petra Mauersberger,
Frau Sonja Herrling, alle Hannover
sowie Frau Klara Loerincz, Hoya.
Im Bezirk Cuxhaven/Stade:
Herrn Uwe Mahnken, Varel.
Im Bezirk Osnabrück/Emsland:
Frau Xandra Fritz, Westerkappeln/Velpe
Wir wünschen eine erfolgreiche Tätigkeit
sowie eine angenehme Zusammenarbeit
im Berufsverband. (gs)
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