Neue Musikzeitung
Ausgabe Oktober 2013

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Internationaler Meisterkurs bei den
Klaviertagen Unterelbe 2013

Prof. Bernd Goetzke: sinnvolle Darstellung von musikalischen Zusammenhängen

Stade. In ruhevoller Konzentration und feinfühliger Zugewandtheit zwischen Lehrendem und Meisterschülern fand in der Kreisjugendmusikschule Stade der diesjährige Meisterkurs der Klaviertage Unterelbe mit Professor Bernd Goetzke statt.

Im Unterricht, zu dem sich sieben Studenten aus verschiedenen Ländern und zwei sehr junge Klavierschüler aus Buxtehude eingefunden hatten, ging es immer wieder um die klare Darstellung der Architektonik von Musikwerken ohne forcierte Agogik oder Dynamik, um sinnvolle Darstellung von musikalischen Zusammenhängen, verknüpft mit dem Bewusstmachen feinster Strukturen und Details im musikalischen Gewebe. Kein Widerspruch dazu ist, dass Goetzke die hervorragend ausgebildeten Kursstudenten immer wieder ermutigt, sich frei zu fühlen, z. B. bei Beethoven-Sonaten: „Wenn es begründet ist und in den Zusammenhang passt, darf man sich die Freiheit leisten, verschiedene Tempi zu machen.“ Oft gibt Bernd Goetzke zu bedenken, ob eine sparsamere Nutzung von Ausdrucksmitteln nicht letztlich die stärkste Wirkung habe. „Man darf von der Musik nicht zu viel fordern, nicht mehr mit ihr machen als sie will.“


Bei Beethovens op. 27, 1: „Bei crescendo oder subito piano ist zu fragen: ist es eine große Sache oder nur eine angedeutete. „Ich würde relativ wenig machen, um die eindeutig positive Ausstrahlung nicht zu stören.“ Beim Menuett in Schuberts c-moll-Sonate fragt er: “Kannst du es weniger expressiv spielen? Es darf auf keinen Fall getrieben oder ehrgeizig klingen. Sei nicht ungeduldig beim 2. Akzent; versuche ihn als Dehnung umzudeuten. Die linke Hand muss hier der rechten Hand mehr Zeit lassen.“ Der plastischen Führung von Basslinien wie auch der liebevollen Darstellung von Mittelstimmen gilt seine besondere Aufmerksamkeit:„Ich liebe diese unscheinbaren Stimmen, die sonst keiner hört.“ Goetzke gibt viele Hilfestellungen fürs Üben. In langsamem Tempo lässt er z. B. rechts eine Oberstimme mit Armgewicht und gleichzeitig die Mittelstimmen mit getupftem Staccato spielen. Akkorde lässt er so üben, dass die Oberstimme bei etwas zu frühem oder zu spätem Einsatz des 5. Fingers zum Leuchten gebracht wird- „aber ganz unangestrengt...“ Zu staccato-Oktaven sagt er: „Ich bin dagegen, hier den 4. Finger zu benutzen; das fesselt die Hand, dann zieht man leicht das Handgelenk nach oben und blockiert. Mit dem 5. Finger ist es transparenter und es kommt leichter Bewegung rein.“ Bei Oktaven rät er: „Ich bin dafür, Oktaven wenn möglich immer mit den Fingern zu führen, mit Duettgefühl“. Große Aufmerksamkeit widmet er einem differenzierten Pedalgebrauch. Vielgestaltigkeit des Klanges, frei von willkürlichem Forcieren ist bei Bernd Goetzke selbstverständliche Voraussetzung für stimmige Werkinterpretation. Immer wieder fasziniert bei seinen eigenen Demonstrationen am Flügel, wie vollendet logisch und lebendig er, was er im Unterricht verbal so klar und anschaulich vermittelt kann, zum Klingen bringt.
Gudula Senftleben (guse)


Märchenhafter Mix aus Poesie und Humor

neue Ensemble Werke zum 200-jährigen Grimm-Jubiläum

Hannover. Im voll besetzten Kleinen Sendesaal des NDR Hannover präsentierte das duo pianoworte die vielseitigen Möglichkeiten der Besetzung Sprecher und Klavier. Den Mittelpunkt bildete dabei das aktuelle 200-jährige Grimm-Jubiläum, aus dessen Anlass neue Werke für das Ensemble entstanden.

Nach der Begrüßung durch Musikland-Redakteur Rudolf Krieger begann das Konzert für die kleinen und großen Konzertbesucher mit märchenhaften und poesievollen Klängen aus „Frau Holle“ von Andreas N. Tarkmann. Multimedial dann „Das tapfere Schneiderlein“ von Gerhard Gemke: Eine Kamera übertrug die zahlreichen Spieltechniken im Flügelinnenraum auf zwei große Flatscreens, so dass die Details bis in die letzte Reihe mit großer Spannung verfolgt werden konnten. Aber auch sonst wurde den beiden Interpreten vom Schnarchduett der Riesen bis hin zum Schlagabtausch im Klavierbassbereich einiges abverlangt.

Das duo pianoworte bewies eindrucksvoll, wie sehr eine gelungene Moderation durch die Ausführenden ein Konzertevent aufwerten kann. Die dargebotene Mischung reichte vom Interview mit den beiden Chorleiterinnen bis hin zur exzellenten Einführung in die klangexperimentelle Welt des präparierten Flügels. Das war Entertainment im besten Sinne, das den beiden Künstlern beim Publikum Tür und Ohr öffnete.

Höhepunkt des Konzertes war dann zweifellos die Uraufführung dreier kleiner Märchen von Violeta Dinescu. Der Kinderchor der hannoverschen Comeniusschule zeigte, wie er zusammen mit dem duo pianoworte die von der Komponistin vorgesehenen Freiräume hochkreativ auszufüllen verstand. In „Der Bauer und der Teufel“ steuerten die Kinder Sprechraps und vokale Klangflächen bei und spielten Schlaginstrumente wie z.B. Waldteufel oder Große Trommel. „Die Sterntaler“ beeindruckten durch ihre atmosphärische Dichte und das Miteinbeziehen des Publikums, das den Saal mit Röhrenglocken und Klangschalen zum Klingen brachte. Und bei „Strohhalm, Kohle und Bohne“ schließlich verblüfften originelle Klangmittel wie ein auf einem Kasten vibrierender Holzstab (Strohhalm), eine Gugelhupfform (Bohne) und ein China-Gong, der beim Sturz der Kohle in den Bach in ein Wasserbecken versenkt wurde.

Ein toller Ansatz, um - gemeinsam mit Kindern - Neue Musik zu vermitteln, für den die Akteure und die anwesende Komponistin mit starkem Beifall gefeiert wurden. Die CD zum Programm „Grimms Märchen – erzählt in Wort und Musik für kleine und große Ohren“ ist bereits bei Kaleidos (KAL 6323-2) erschienen und sei für alle Menschen ab 8 Jahren wärmstens empfohlen!
Helga Falbrede (hf)

Der Kinderchor der Comeniusschule Hannover und das duo pianoworte (hinten Helmut Thiele - Erzähler, vorn Bernd-Christian Schulze - Klavier)
Der Kinderchor der Comeniusschule Hannover und das duo pianoworte (hinten Helmut Thiele - Erzähler, vorn Bernd-Christian Schulze - Klavier)
Foto: Jens Meier (mj)

Mehr Zeit für Musik

Hannover. Der Landesmusikrat Niedersachsen e.V. veranstaltet am Samstag, 02.11.2013, in den Räumen der Niedersächsische Sparkassenstiftung, Schiffgraben 6 – 8, zwischen 11 Uhr und 18 Uhr, einen Kongress zum Thema „Mehr Zeit für Musik“. Im Rahmen der Offensive des niedersächsischen Aktionsbündnisses, in der aller musikalischen Akteure Niedersachsens wie freie Musikpädagogen, Vereine und Verbände, Musikschullehrkräfte, Schulmusikerinnen und Schulmusiker sowie Schülerinnen und Schüler und Eltern vertreten sind, sollen grundlegende Maßnahmen angestoßen werden zu: 1) Wir brauchen mehr Zeit für Musik im außerschulischen Bereich. 2) Wir brauchen mehr Zeit für Musik im Unterrichtsbereich der Schule.

Eröffnen wird den Kongress die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Infos unter www.mehr-zeit-fuer-musik.de.
Gunter Sokolowsky (gs)

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