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Neue Musikzeitung
Ausgabe Juni 2014
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„Auf die Bühne gebracht“ - Neue Musik macht Schule:
ein Walzerprojekt einer Klavierklasse
Ein Projekt der St. Ursula Schule mit dem Duo Pianoworte
Hannover. Jeder kann heutzutage mit den Musikstilen Popmusik, Jazz oder klassischer Musik etwas anfangen, mit dem weiten Feld der Neuen Musik jedoch kaum. So ist es nicht verwunderlich, dass die Klasse 10c der St. Ursula Schule Hannover nicht grade begeistert war, als dieses Thema im Fach Musikgeschichte auf dem Programm stand. Hier musste also ein Zugang gefunden werden, der einerseits bei den Schülerinnen und Schülern Interesse weckt und andererseits das Kerncurriculum für das Fach Musik in Niedersachsen nicht außer Acht lässt, bei dem ausdrücklich auf die Kompetenz „Musik in Verbindung mit Sprache, Bild, Szene, Film und Programm“ verwiesen wird.
Somit bot sich eine Zusammenarbeit mit einem außerschulischem Lernpartner an. Diesen hat die Klasse im niedersächsischen Duo Pianoworte gefunden, das sich seit vielen Jahren für die Vermittlung zeitgenössischer Musik einsetzt. Da die St. Ursula Schule ein christlich geprägtes Gymnasium ist, war ein Thema für die vierwöchige Arbeitsphase schnell gefunden: Die Christophorus-Legende in der 1998 von Christoph Keller geschaffenen Vertonung für Sprecher und Klavier.
Bei der 10. Klasse war es den Verantwortlichen ein wichtiges Moment, die eigenen Arbeitsergebnisse mit den Ideen des Komponisten zu vergleichen, um so einen Zugang zu den zunächst fremdartig erscheinenden Klängen zu erhalten. Nach einer ersten Experimentierphase mit verschiedenen Percussionseffekten, Flügelinnenraumklängen und Schattentheaterspiel waren die Schüler gefordert, eigene Vorstellungen für eine szenisch-musikalische Umsetzung der Legende zu entwickeln.
Dabei kamen die Schüler auf unterschiedlichste Ideen. So gab es u. a. eine Angst- und Teufelsszene, eine Narren-Rap-Moonwalk-Szene und eine perfekte Lichtregie samt Beamereffekten zu verschiedenen Motiven der Kellerschen Vertonung. Mit Hingabe zauberten die Schüler zu selbst geschaffenen musikalischen Begleitungen Silhouetten auf die Schattenbühne: Ein lebendiger Reigen aus Teufel, Pferden, einem lebendig werdendem Wald und einem sich durch den reißenden Fluss kämpfenden (Christ)Ophorus - eingelassen in die vom Duo Pianoworte erzählte Legende von Christophorus. So war für die Schüler immer wieder der Anreiz gegeben, sich intensiv mit der Musik Kellers auseinanderzusetzen.
Am Ende des Projektes entstand bei den Aufführungen vor der übrigen Jahrgangsstufe und der gesamten Oberstufe bei den Zuhörern von ganz allein Aufgeschlossenheit für Neue Musik und darüber hinaus die Erkenntnis, dass viele Jugendliche spielerisch eine Menge über Neue Musik, Theater und Organisationsfragen gelernt haben.
Die Wege zu einer solchen Offenheit möchte die St. Ursula Schule auch in Zukunft in das musikalische Angebot der Schule einbinden.
Frank Schmitz (frasch)
Pädagogen präsentieren Komponisten aus 350 Jahren
ein Walzerprojekt einer Klavierklasse
Deutlich unterschiedene Musikkulturen im Matineekonzert
Oldenburg. Die „Lebensstürme“ op. 144, von Franz Schubert für ein Klavierduo komponiert, eröffneten temperamentvoll, melodisch und bewegt ein überaus gelungenes Matineekonzert von Künstlern aus der Region, veranstaltet von der Bezirksgruppe Nordwest des Deutschen Tonkünstler-Verbandes. In der historistischen Aula des Alten Gymnasiums in Oldenburg spielten Mitglieder des Verbandes sechs Werke sehr unterschiedlicher Komponisten aus einer Zeitspanne von etwa 350 Jahren und vier doch deutlich unterschiedenen Musikkulturen. Leider konnte der Cellist Norbert Körner nicht Bachs Praeludium d-moll BWV 1007 und Christoph J. Kellers „Inparlando“ aufführen. Aber auch mit den verbleibenden sechs Werken ließ sich ein gehaltvolles, die Zuhörer erfreuendes, sehr abwechslungsreiches Programm bestreiten.
Alla Silber und Claudia Siebecke überzeugten bei den „Lebensstürmen“ von Schubert am Klavier gerade bei den dramatischen, vorwärtsstürmenden Passagen. In ihren geübten Händen lag auch das effektvolle, exotisch-farbenfrohe Konzertende mit den drei letzten Einzelstücken aus den „Six epigraphes antiques“ von Claude Debussy. Klapperschlangen, ägyptisches Ambiente und der Dank für den Regen am Morgen werden nicht naturalistisch, sondern atmosphärisch-subtil, poetisch evoziert. Zwischen diesen klangschönen, populären Eckpunk-ten des Programms wurden vier weitere hörenswerte, noch nicht in ähnlicher Weise bekannte Werke vorgestellt. Dirk Wieting und Dominik Zimmermann erfreuten mit einem Werk des heute unbekannten Johann Kaspar Mertz, 1806 in Preßburg geboren, dessen „Am Grabe der Geliebten“ für zwei Gitarren durch hohe instrumentale Kunst und gesättigter romantischer Melancholie überzeugte.
Siegrun Schmidt-Rowold und Ulla Schmidt sangen, begleitet von Klaus Heidemann, vier hörenswerte Duette von Henry Purcell, bei denen der emotionale Ausdruck der jeweiligen Affekte im Zentrum der engagierten Interpretation stand. Besonders beim dritten Duett, „Lost is my quiet for ever”, gefielen die Sängerinnen mit anrührenden, zu Herzen gehenden, langgezogenen Trauer- und Verlustgebärden. Das Duo 21 (die Flötistin Irmgard Asimont und der Gitarrist Dominik Zimmermann) spielte mit viel Verve und Humor mehrere Sätze aus der „Sea Suite“ von Laurie Randolph, einer 1950 in North Carolina geborenen, jetzt in Deutschland lebenden Komponistin für die klassische Gitarre, in der betrunkene Seemänner von einer Sirene betört werden und sterben müssen und am Schluß Krabben am Strand die Tonerzählung mit einem Schuß Sarkasmus beschließen.
Christoph J. Kellers knapp 20minütige sinfonische Dichtung „Atlantis“, 2005 komponiert, 2010 uraufgeführt, erklang erst zum zweiten Mal. Dorit Kohne und der Tonkünstler selbst hauchten diesem anspruchsvollen und schwierigen Werk am Klavier vibrierendes Leben ein, packten die Zuhörer mit einem vitalen Klangteppich auf verschiedenen tonalen Ebenen, komplexen Rhythmen und versteckten Motiven (u.a. B-A-C-H). Im etwas beruhigteren Mittelteil breitet sich das Hauptmotiv wie eine pulsierende Klangfläche aus, hier mit eingewobenem „Christ ist erstanden“-Choral, während der letzte Teil geschichtete Tonleitern, wogend wie Wasser, mit „Dies irae“-Motiv, hören lässt. Platons Atlantis ist untergegangen. Diese Musik erzählt für uns und unser Schicksal den Mythos neu auf eine kompositorisch anspruchsvolle, emotional packende und intellektuell herausfordernde Art und Weise.
Andreas Rudolf Schweiberer (aner)
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Foto: Frank Schmitz - Gesamtbild der teilnehmenden Gruppe |
Musik unserer Zeit
Oldenburg. Ein Konzert mit Werken aus dem Manuskriptarchiv (nmz berichtete n der Maiausgabe ausführlich) beginnt am Samstag, 14.06.2014, um 16 Uhr in der Aula des alten Gymnasiums, Theaterwall 11, in Oldenburg. Neben einer Uraufführung eines Klavier-Stückes von Ursula Keusen-Nickel werden Kompositionen von Christoph J. Keller, Jost Nickel, Rudolf Suthoff-Gross, Peter Florian und Minas Borboudaki vorgestellt. Als Instrumente werden verschiedene Flöten, Gitarre, Violoncello, Akkordeon und Klavier in verschiedenen Besetzungen zum Erklingen kommen. Gunter Sokolowsky (gs)
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