Neue Musikzeitung
Ausgabe Oktober 2014

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Künstlerische Biographie als Lebenswerk

Buch „Wort und Werk“ von Multimedialartist Martin-Aike Almstedt

Göttingen/Friedland. Im März dieses Jahres erschien anlässlich seines 70. Geburtstages (nmz berichtete im April) im felipen-design-Verlag Göttingen (www.felipen-design.de) das Buch "Wort und Werk" des Multimedialartisten Martin-Aike Almstedt aus Friedland.
Dieses Buch, immerhin 723 Seite stark, kann als eine Art hochinteressante künstlerische Biographie gelesen werden. Es umfasst in chronologischer Abfolge eine Fülle von Werkeinführungen zu Konzerten, die Almstedt selbst als Solist an der Orgel und am Flügel, mit eigenem Ensemble, oder auch anlässlich der Aufführung seiner Intermedialwerke und Oratorien gab. Auch als Multimedialkünstler internationaler Festivals oder internationaler Orgeltage war Almstedt bestrebt, seine Werke dem Publikum durch einführende Worte näher zu bringen. Das Buch gibt auch dafür überzeugende Beispiele.
Interessant sind nicht weniger Almstedts Beschreibungen von Auftritten als Pianist im Rahmen von Vernissagen, die im In- und Ausland den Bildwerken des Malers Martin-AIke Almstedt galten. Anhand von Farbdrucken wird das im Buch neben Fernsehfilmbildern aus Almstedts 30 m2 Quadratmeter großen Bühnenbildern zu seinen Intermedialwerken sinnfällig gemacht. In das Buch wurden neben Werkeinführungstexten auch Aufsätze und Reden zu grundsätzlichen Fragen bezüglich der kompositorischen Arbeit Almstedts aufgenommen, in denen seine grenzüberschreitenden Überlegungen zur Ästhetik nicht fehlen.
Textbeispiele für Opernlibretti und Intermedialwerke, sowie Gedichte, in denen Almstedts ganz eigene, über den Kunstbereich hinausgehende, bewusstseinsphilosophische Arbeit zum Tragen kommt, runden das Buch ab. Natürlich sind auch Texte anderer über Almstedts Werk und Hinweise zu seiner pädagogischen Arbeit enthalten. Ein lesenswertes und aufschlussreiches Buch.

Foto: Hartmut Büscher




„Musik unserer Zeit“

Konzert des DTKV und des Manuskriptarchivs

Oldenburg. „Musik unserer Zeit“ von sechs zeitgenössischen Komponisten erklang Mitte Juni 2014 in der historistisch ausgestatteten Aula des Alten Gymnasiums in Oldenburg, in direkter Nachbarschaft zum Staatstheater. Das gut 160 Minuten lange Kammerkonzert hätte auch „Stimmungen und Visionen“ heißen können, denn der rote Faden der ansonsten buntgewürfelten zehn Werke mit verschiedener Besetzung war das Erzählen und Vergegenwärtigen von Stimmungen und Atmosphären bis hin zur Uraufführung eines „Traum“ betitelten Stückes für Flöte und Gitarre des Oldenburger Tonsetzers Christoph J. Keller, in dem Glissandi und Flageoletts eine verfremdete Wirklichkeit, eben einen Traum, beschworen, der sich kantabel und schwebend-schweifend fortspann, ganz selbstvergessen und ungebremst. Das Duo 21 (Irmgard Asimont, Flöte und Dominik Zimmermann, Gitarre) spielte auch die sich anschließende „Elegie“, ebenfalls aus den „Vier Konzertstücken für Flöte und Gitarre“, mit Bravour und Sinn für die filigranen Momente der Partitur, die mit einem ostinaten Motiv, das eine ganz einheitliche Grundstimmung erzeugt, einsetzte, über die sich eine wiederum sehr sangbare und schweifende Melodielinie erhob und ausbreitete.
Ursula Keusen-Nickel aus Siegburg ließ ihre 2012 komponierten „Visionen für Klavier“ vom Pianisten Gotthard Kladetzky uraufführen. Die sechs Klangbilder unterscheiden sich nach Tonalität, Tempo, Rhythmus, Klangfarbe und Dynamik deutlich voneinander, was auf kleinem Raum eine erstaunliche Vielfalt bedeutet, die vom Pianisten trefflich aktualisiert werden konnte. In einem weiteren Klavierwerk, den „Klavier-Intermezzi“ des aus Osnabrück stammenden Peter Florian, stand das Stimmungsvolle und Visionäre noch deutlicher im Zentrum: Den vier Intermezzi ist jeweils ein Gedicht der Osnabrücker Lyrikerin Gisela Breidenstein vorangestellt, das den Stimmungs-Vorwurf für das jeweilige Intermezzo bildet. Vorgetragen und gespielt von Florians Schülerin Julia Habiger-Prause, entfaltete der „Schmetterling“ ein Zittern und Flirren, ein zerbrechliches Taumeln, während das von Fieber geschüttelte alte Haus (im 3. Intermezzo „Das alte Haus und der Tod“) ganz plastisch vor dem geistigen Auge stand, wie es im Gebälk ächzte und knirschte und endlich zusammenfiel. Stand hier eine packende innere Dramatik im Vordergrund, entfaltete das 4. Intermezzo, „Sternstunde“, das Zutagetreten und Wirksamwerden einer neuen Idee.
Auch bei den weiteren, allesamt hörenswerten Werken überwog die suggestive, stimmungsgeladene Tonmalerei. „An der Sieg entlang“ für Flöte, Altflöte und Violoncello von Rudolf Suthoff-Gross aus Braunschweig, eine Suite auf neun Orte an der Sieg, erklang hier in einer Kurzfassung „Quelle – Betzdorf – Mündung“. Gerade die Kombination des Cellos mit den beiden Flöten erlaubte es, das Kräuseln und Schäumen der Wellen sehr plastisch vom dunklen, untergründigen Strom abzusetzen. Die omnipräsente Tonfolge es-e-g verwies auf den Namen der Sieg, wobei das in Tönen nicht darstellbare i selbstverständlich hinzugedacht werden musste. Bei all den doch recht genau und oft sehr suggestiv ausgemalten Bildern und Stimmungen blieb der eigenen Phantasie noch Raum genug, die Eindrücke und Visionen genussvoll weiterzuspinnen.
Visionen eines aktualisierten Klassikers wie das unsterbliche „Der Mond ist aufgegangen“ auf einen Text von Matthias Claudius gaben Christoph J. Kellers „Durch das Jahr für Akkordeon“, einem Zyklus von 20 Stücken, von denen neun erklangen, den roten Faden durch die Jahreszeiten-Bilder hindurch. Stimmungen und Empfindungen von den winterlichen Eisblumen über den warmen Atem des Windes hin zu den spätherbstlichen Nebelschleiern ließ Ute Pukropski aus dem Akkordeon fließen, eingerahmt von den atmosphärisch dichten Mondnächten mit ihrem Rückbezug auf das „Abendlied“ von Matthias Claudius. Auch Kellers „Metamorphosen für Akkordeon“, einem Werk, das den Klang als Material nimmt und ihn in einer zyklischen Metamorphose äußerst kunstvoll verändert, wurde von Ute Pukropski souverän und virtuos auf dem Akkordeon zelebriert: zwei Werke, die die zeitgenössische Literatur für Akkordeon solo deutlich bereichern. Von Jost Nickel aus Siegburg waren die „Abstände“, eine Achteltoncollage für Querflöten und Violoncelli, und das „Echo über den Urton“ für zwei Flöten zu hören. Beim „Echo“ agierte Carolin Katzenburg im Saal und der Komponist draußen auf dem Flur. Den besonderen Reiz dieser Darbietung machten die beiden grundverschiedenen Raumakustiken aus, die zu einem Werk und damit zu einem in sich sehr differenten Gesamtklang verschmolzen. Abschließend spielten Jost Nickel (Flöte), Ursula Keusen-Nickel (Cello) und Gotthard Kladetzky (Klavier) ein Trio des in München lebenden Minas Borboudakis. Dieses kurze, aber emotional aufgeladene Trio mit einer suggestiven Sarabande und gleich zwei etwas leichtsinnigen und ausgelassenen Scherzi beschloß ein überbordend buntes, vielgestaltiges, fast ein wenig zu langes und umfangreiches Konzert mit Neuer Musik, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte und von Jung und Alt begeistert gefeiert wurde.

Andreas R. Schweiberer




„Klavierkammermusik und Lied“

Aktuelles Klavierpodium mit Markus Becker und Jan Philip Schulze

Braunschweig. Den bewährten Fortbildungskurs „Braunschweiger Klavierpodium“ wird auch in diesem Jahr angeboten. Als etabliertes Seminarangebot des Landesverbandes findet er bereits am Samstag, 22.11.2014, zwischen 10 Uhr und 18 Uhr satt. Die Klavierfabrik Grotrian-Steinweg, Grotrian-Steinwegstraße 2 in Braunschweig, ist der bewährte Veranstaltungsort.
Als Dozenten ist Prof. Markus Becker, seit 1993 Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH), Sprecher des Masterstudienganges Kammermusik und Vizepräsident der Hochschule, tätig. Gemeinsam arbeitet er mit Prof. Jan Philip Schulze, Professor für Klavier und Liedbegleitung an der HMTMH. Die Dozenten riefen in Hannover den Masterstudiengang „Kammermusik“ ins Leben.
Das vom Landesverband des DTKV Niedersachsen organisierte Klavierpodium wendet sich an alle Musikpädagogen, Studenten und Schüler. Weitere Informationen erhalten Sie in der Geschäftsstelle in Hannover oder dem Landesvorstand. An der Behebung der Probleme mit unserer Internetseite www.dtkv-niedersachsen.de wird gearbeitet.
Anmeldeschluss ist Samstag, der 15. 11. 2014.

Gunter Sokolowsky (gs)


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