Neue Musikzeitung
Ausgabe Juni 2016

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Landesdelegierten-Tagung


Hannover. Der Landesvorstand hat zur diesjährigen Landesdelegiertentagung eingeladen. Diese findet am Samstag, 03.09.2016, zwischen 10.30 Uhr und 15.30 Uhr, wieder im Gemeindesaal der Gartenkirche St. Marien, Marienstraße 35, statt. Auf der Tagesordnung steht auch die Wahl eines neuen Vorstandes. Bitte beachten Sie weitere Informationen aus der Einladung, welche Ihnen termingerecht zugehen wird. Jedes Mitglied ist teilnahmeberechtigt, stimmberechtigt sind nur die gewählten Delegierten der Bezirke. Stimmübertragungen sind möglich. Anträge zur Tagesordnung senden Sie bitte entsprechend den Hinweisen in der Einladung an die Geschäftsstelle.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)


Konzept setzt auf Eigenarbeit und Willen

Mit Kompositionskursen Neues entdecken und schöpferisch tätig werden

Hannover. Die DACH-Tagung „Musik und Begabung“ in Winterthur gab 2014 den letzten Ausschlag. So wurde die Vorstellung des DTKV-Landesverbandes, die musikalische Jugend in Niedersachsen zu fördern, in die Tat umgesetzt. Es wurde ein Konzept entwickelt, welches nach den Sommerferien 2015 gestartet ist. Maßgeblichen Anteil daran hat der Oldenburger Pianist, Komponist und Klavierpädagoge Christoph J. Keller, welcher die Kurse leitet. Mit ihm haben wir ein Interview dazu durchgeführt.

nmz: Auf welche Partner bauen Sie bei dem Projekt?

Chr. J. Keller:
Eines wurde festgestellt: Jeder hat kompositorisches Talent in sich. Nur muss dieses entdeckt und gefördert werden. Wir sehen deshalb die Notwendigkeit, Niedersachsen weiter zu vernetzen. Bewährter Partner ist unter Leitung von Prof. Gordon Williamson „Musik 21 Niedersächsische Gesellschaft für Neue Musik e.V.“ mit einer zweimal im Jahr stattfindenden Werkstatt junger Komponisten. An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) arbeitet auf diesem Gebiet das Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter (IFF). Da bin ich mit Prof. Martin Brauß im regelmäßigen Austausch.

nmz: Das erste Kursjahr geht nun zu Ende, wie wurden die Teilnehmer gefördert?

Chr. J. Keller:
Wir konnten mit einer idealen Kursgröße beginnen: Samstag vormittag, etwa alle sechs Wochen, treffen sich fünf Teilnehmende (10 bis 14 Jahre), am Nachmittag dann sieben Jugendliche (14 bis 18 Jahre) jeweils für drei Zeitstunden. Damit ist eine individuelle Betreuung und ein gleichzeitiger Gruppeneffekt möglich. Einen punktuellen Workshop-Charakter haben wir mit der Kontinuität der regelmäßigen Treffen dadurch nicht. Gut aufgenommen wurde von allen Anreisenden der zentrale Treffpunkt Hannover, welcher aus ganz Niedersachsen gut zu erreichen ist.

Gerne würde ich noch etwas zu den jetzigen Tilnehmenden sagen: Sie sind ausgesprochen fleißig, erledigen ernsthaft und gewissenhaft die gestellten Aufgaben. Sie erhalten einige Übungsaufgaben und sollen dann selbst entscheiden, was sie alles schaffen können. Das funktioniert bestens, denn unser Konzept setzt auf Eigenarbeit, Interesse und den Willen der Kinder und Jugendlichen, die Lösungen dann gemeinsam zu besprechen. Das ist für alle Teilnehmenden oft sehr spannend.

nmz: Gibt es für Interessierte besondere Anforderungen zur Teilnahme?

Chr. J. Keller:
Keinesfalls. Im Kurs können alle Interessenten Neues entdecken und schöpferisch tätig werden, nicht nur allein Hoch- oder Spezialbegabte. Auch ist ein bestimmtes Instrument, zum Beispiel Klavier, keine Voraussetzung. Im Kurs waren jetzt Teilnehmende mit den Instrumenten Vio-line, Violoncello, Orgel, Gesang und Klavier. Diese Vielfalt bringt Spannendes mit sich.
Alle Musikpädagogen unseres Verbandes können geeignete Schüler auf den Kompositionskurs aufmerksam machen. Schätzen Sie, liebe KollegInnen, dabei ein, ob diese gern improvisieren und/oder aus dem Gedächtnis spielen. Bringen sie eigene Stücke mit in den Unterricht? Entdecken Sie eine Neigung der Schüler zum „Komponieren wollen“. Im Kurs besprechen wir dann, wie so etwas notiert und weiter ausgefeilt werden kann. Wir bauen dabei auf engagierte Instrumental- und Gesangslehrer, die ihren SchülerInnen bei den gestellten Aufgaben durchaus helfen und sie unterstützen können.

nmz: Wie wollen Sie als Kursleiter im kommenden Schuljahr 2016/2017 das Angebot gestalten?

Chr. J. Keller:
Das kommende Kursjahr wird wieder zentral in Hannover durchgeführt, die Termine sind bereits geplant. Die HMTMH wird uns aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht zur Verfügung stehen. Wir haben eine neue Örtlichkeit: den im Stadtzentrum gelegenen Gemeidesaal der Marktkirche in der Kreuzstrasse. Der etwa sechswöchige Turnus wird beibehalten, der zeitliche Umfang von drei Zeitstunden ebenfalls. Vormittags werde ich mit einer neuen Anfängergruppe arbeiten, am Nachmittag dann mit den Fortgeschrittenen.

nmz: Bitte informieren Sie uns genauer über die Kursinhalte!

Chr. J. Keller:
Grundlagen sind die Wurzeln der Entwicklung der Neuen Musik im 20. Jahrhundert, welche wir an Beispielen von Komponisten wie Arnold Schönberg, Ernest Bloch oder Alexander Skrjabin besprechen. Wir beschäftigen uns zudem auch mit unserer 100-jährigen Geschichte der Neuen Musik. Auf die Sensibilität und Offenheit für neue Klangzusammenhänge und vieles Experimentelles sollten Teilnehmende unbedingt neugierig sein. Nach den traditionellen Gesetzen der Harmonielehre werden wir auch lernen, zum Beispiel Volkslieder und Choräle zu vertonen. So wie am Beispiel Béla Bartók werden wir die modale, erweiterte und freie Tonalität dann mit einbeziehen. Analysen von zeitgenössischen Werken, z.B. von Lajos Papp oder Stücke mit klangexperimentellem Ansatz, wie mein Klavierwerk „Kaleidoskop“, ergänzen das Angebot.

nmz: Was wird die Zukunft für diese Kompositionskurse bringen?

Chr. J. Keller:
Wir wollen die musikalische Basis erreichen. Wir meinen damit den jungen kompositorischen Nachwuchs in unserem Bundesland. Entsprechend der Nachfrage können diese Kurse dauerhaft etabliert werden und damit eine nachhaltige Kontinuität entwickeln. Das wird die zukünftige Neue Musik mit voranbringen. In unserer niedersächsischen Bildungslandschaft soll dies mit unseren Partnern ein ergänzendes Angebot darstellen. Als Kursleiter bin ich interessiert und bereit, daran mitzuwirken. Meine langjährigen Erfahrungen im Kompositionsunterricht mit Kindern und Jugendlichen führte unter anderem zur Herausgabe des Komponier- und Musizierbuches „Entdecken & Gestalten“, welches 2003 bei Augemus erschienen und Arbeitsgrundlage bei den Kursen ist. Gestatten sie noch den Hinweis, dass auf der Internetseite dtkv-niedersachsen.de vom DTKV-Landesverband Informationen und die Flyer für das neue Schuljahr zu finden sind. Es besteht so die Möglichkeit, Interessierte auf das Angebot hinzuweisen oder sich anzumelden.

nmz: Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg bei der Erfüllung der Bildungsaufgabe.

◾ Gunter Sokolowsky (gs)

Daniel, Hannah und Noah vom Kurs I bei Klangexperimenten am und im Flügel.
Foto: Christoph Keller
Charlotte, Daniel, Hannah, Noah, Tjarbe vom Kurs I mit dem Komponisten am Flügel.
Foto: Privat

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