Neue Musikzeitung
Ausgabe Oktober 2017

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Kompositorische Verarbeitung von Choralmelodien Martin Luthers

Kirchenmusikalische Werke von Prof. Christoph Hempel aufgeführt

Hannover. Aus Anlass des 500. Jubiläums der Reformation wurden in diesem Jahr zwei größere kirchenmusikalische Werke von Christoph Hempel (Foto) in Hannover aufgeführt, die auf der kompositorischen Verarbeitung von Choralmelodien Martin Luthers beruhen. Und dies in stilistisch sehr unterschiedlicher Weise: Während die Kantate Allein durch den Glauben sich an traditionelle Posaunenchöre richtet, soll die Szenische Musik Lauter Luther vor allem Kinder-Singgruppen ansprechen.
Prof. Hempel dürfte vielen Musikern von seiner jahrzehntelangen Lehrtätigkeit an der Hannoverschen Musikhochschule her bekannt sein und auch aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen. Die Fragen stellte Ulrich Roscher, Mitglied im DTKV Niedersachsen.
Roscher: Was reizt einen Komponisten zur Verarbeitung originaler Luther-Melodien?
Hempel: Diese Melodien sind in aller ihrer Schlichtheit wahre Kleinode melodischer Gestaltung. Schon die Komponisten dieser Epoche haben sich ihrer für verschiedene Zwecke bedient: So stammen von Hans Leo Hassler ganze Sammlungen, in denen die Liedmelodien sowohl in schlichten vierstimmigen als auch in kunstvollen polyphonen Sätzen verarbeitet werden. Seitdem hat so mancher Komponist bis in die heutige Zeit die ursprüngliche Kraft der Melodien gespürt, sich ihrer für eigene Zwecke bedient und sie dazu in neue stilistische Gewänder gekleidet: Bach, Mendelssohn Bartholdy, Brahms, Reger und zahllose liturgisch orientierte „Neutöner“ des 20. Jahrhunderts, von ungezählten verklungenen Improvisationen genialer Organisten gar nicht zu reden. Von kleinen Intonationen für den liturgischen Gebrauch bis zu monumentalen sinfonischen Kompositionen reicht die Spanne musikalischer Gattungen, und ein Komponist unserer Tage reiht sich ein in eine lange Traditionsallee, gesäumt von großen Namen.
Roscher: Luther hat seine Melodien in erster Linie zu dem Zweck komponiert, dass sie in schlichter Weise von der Kirchengemeinde gesungen werden sollen. Wozu dient eine Verarbeitung in aufwändigem instrumentalem Gewande?
Hempel: Ausgangspunkt für den Komposition von Allein durch den Glauben war eine Diskussion über eine qualitative Verbesserung der Musik für die Posaunenchöre der deutschen evangelischen Landeskirchen. Der Auftrag lautete, eine Musik zu Lutherliedern zu schreiben, die die klanglichen Möglichkeiten von Laien-Blechbläserensembles ausnützt, Ensembles stilistisch neue Wege zeigt und zugleich für gute Laienensembles realisierbar ist. Die Besetzung sieht einen zusätzlichen solistischen Orgelpart für einen professionellen Musiker vor, der an den meisten größeren Kirchen vorhanden sein dürfte, sowie zwei Sprecher.
Roscher: Luther hat bekanntlich beim Übersetzen der Bibel dem „Volk aufs Maul geschaut“. Ist das eine Richtschnur auch fürs Komponieren?
Hempel: Mit der Arbeit für Laienbläser sind wir ja schon beim „Volk“. Und was die Kinderkantate Lauter Luther angeht: Unbefangen, ja respektlos gingen die Kinder mit der Handlung, den Texten und den Melodien um. Sie wurden am kompositorischen und szenischen Prozess beteiligt, reimten Sprechtexte und erfanden neue Strophen zu den Lutherliedern. So wurde die Komposition zu einem bunten Gemisch aus kirchentonartlicher Kammermusik und poppigen Ohrwürmern, die noch in den Probenpausen von überall her tönten. Lauter Luther beschäftigt neben dem 1–2-stimmigen Kinderchor ein kleines Kammerensemble aus Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Klavier sowie kleinem Schlagzeug.
◾ Ulrich Roscher (ro); Text und Foto
Die Noten für beide Luther-Musiken sind beim Komponisten erhältlich (eMail: christoph.hempel@hmtm-hannover.de). Wer sich für die Werke interessiert, kann einige Probeseiten als PDF-Datei erhalten.





Für unsere Zukunft eigene Anforderungen erhöhen

Landesdelegierte wählten auf Antrag einen neuen Vorstand

Hannover. Auch in diesem Jahr legte der Vorstand des DTKV-Landesverbandes (LV) den Delegierten und Mitgliedern unseres niedersächsischen Berufsverbandes Rechenschaft über die umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeit ab. Mit sehr engagierten und ideenreichen Gesprächen wurden erneut die zum Teil unterschiedlichen Auffassungen offengelegt. Die dringend notwendige Kommunikation erzielte noch nicht immer den gewünschten Effekt.
Schwerpunkt der Beratung war, die finanzielle Situation des LV zu stabilisieren und Maßnahmen festzulegen, die dazu beitragen, vorhandene Mittel effektiver einzusetzen. So wurde unter anderem angeregt, sehr traditionelle Kurse und Veranstaltungen zu überdenken und der Wirksamkeit aller Angebote ein moderneres Image ( hatten wir das so besprochen? )zu geben. Festzulegen sei auch eine Auslastungsquote bei Kursen.
Damit dies und viele weitere Angelegenheiten optimiert werden können, wurde auf Antrag ein neuer Vorstand gewählt (siehe Foto).
Bereits im Dezember wird der erweiterte Vorstand über wichtige bis dahin erarbeitete Maßnahmen beraten.
Alle Teilnehmer der Tagung bestätigten die Notwendigkeit, für den 24. Februar 2018 eine ausserordentliche Landesdelegiertenversammlung einzuberufen. Wir werden darüber berichten.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)

Der neu gewählte Landesvorstand: Irmgard Asimont (Schriftführerin), Julia Habiger-Prause (2. Vors.), Friederike Leithner (1. Vors.) und Friederike Gäbel (Schatzmeisterin). Foto: Gunter Sokolowsky




Hinweise / Termine

Lüneburg. Das 43. Festival Neue Musik Lüneburg findet bis zum 07.10.17 überwiegend im Glockenhaus auf der Glockenstraße in Lüneburg statt (nmz Sept. 2017). Es werden auch gewürdigt: 20 Jahre Kooperation der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und 10 Jahre Kooperation mit der Gesellschaft für Neue Musik Hamburg.
Hannover. Der Landesmusikrat hat für Samstag, 18.11.17, einen Kongress "Mehr Zeit für Musik 2.0" organisiert. So soll das Thema "Kooperation" (möglichen Rahmenbedingungen und -vereinbarungen von Schulen und Angebotspartnern) auch unter Mitwirkung von Mitarbeitern des Kultusministeriums erörtert und lösungsorientiert bearbeitet werden. Der Landesausschuss "Schule und Begabtenförderung, Aus -und Weiterbildung" ruft dringend zur Teilnahme am Kongress auf.
Braunschweig. Das Klavierpodium zum Thema „Künstlerisches Klavierspiel vor, in und nach dem Musik-Studium“ findet am Samstag, 25.11.17, zwischen 10 Uhr und 18 Uhr, in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg statt. Dozent ist Prof. Roland Krüger. Anmeldungen können vorgenommen werden.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)

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