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Ronald Poelmann stellte im Oldenburger PFL zwei Sammlungen mit eigenen Klavierminiaturen vor. (Foto: Thomas Knochenhauser) |
Oldenburg – Manchmal genießt es Ronald Poelman, dass er nicht zu Komponisten aus der Kategorie Avantgarde gehört. Zwei Stunden erfreut der Oldenburger Komponist und Pianist sein zahlreiches Publikum im Veranstaltungszentrum PFL. Dann lacht er verschmitzt und sagt: „In meinem Alter kann man es sich leisten, sich über viele konventionelle Einordnungen hinwegzusetzen.“
In eine Kategorie passt er in der Tat nicht. Bei dem gebürtigen Niederländer zeigt die Musik nicht die Zähne. Eher nimmt sie ihre Zuhörer in den Arm und bedeutet ihnen: „Das genießen wir jetzt mal richtig schön!“
Was entwickelt sich für eine Musik, wenn Poelman poetisch über den Charakter der zwölf Tierkreiszeichen fantasiert, oder wenn er in zwölf Piano-Songs „Challenging Times“ beleuchtet? „Er bewegt sich traumwandlerisch zwischen E- und U-Musik“ hat der Oldenburger einmal über sich gelesen. Doch das wirkt nur wie ein Schwarz-Weiß-Muster für die rhapsodisch freien Stücke. Seine Musik ist in ihrer Einfachheit zwar angenehm zu hören, aber eben doch nicht einfach so zu konsumieren.
Poelman verbreitet Musik über seine „KlavierWIRKstatt.“ Es sind lebhafte und kontemplative, fließende oder innehaltende Miniaturen von drei bis vier Minuten Dauer, die Kommunikation anstoßen. Manchmal flaniert die Musik lässig, manchmal erschrickt sie sich, zieht sich zurück und vergrößert sich wieder. Dann stellt sie Fragen: „Ist dies ein Traum? Was jetzt?“ Doch am Ende stehen die Songs „Dankbarkeit“ und „Herausgefordert.“
Die Pandemiezeiten haben den Künstler in eine Phase des Innehaltens und Neuordnens gedrängt. Er entdeckte seine „Liebe zur einfachen Melodie.“ Oft spielte er für sich sein kleines Lied „Time out“, variierte es, bis es sich zu einem Album ausgeweitet hatte. Obendrein stieß auf das Bildband-Projekt „Tatendrang“ von Izabela Mittwollen mit Fotos und Interviews von Oldenburger Künstlern und Geschäftsleuten. Das gab ihm zusätzliche Anstöße. In einer Projektion sind zu den pianistischen Kunststückchen ausgewählte Bilder zu sehen.
Die atmosphärische Tiefe der beiden Zyklen und der Einzelstücke „Carpe diem“ und „Memento Mori“ steht gegen einstige Erfahrungen und Mutproben, fußt aber auf ihnen. Als Pianist hat Poelman mit dem Spiel von Debussy, Rachmaninow oder Satie Berge bestiegen. Als Komponist hat er mit der Avantgarde provoziert.
Jetzt zeigt eine auf der Bühne stehende Kunst-Uhr mit eigenwilligen Zeiger-Bewegungen oder Stillständen andere Zeiten an. Poelman stellt seine aktuell lebendige Musik ins Spannungsfeld von zyklischer und linearer Zeit. „Die lineare ist überladen, zu dicht getaktet, rast viel zu schnell“, empfindet er. So tendiert er zur zyklischen, die sich nach den naturgegebenen Abläufen richtet. Die Gelassenheit, darin einzutauchen, strahlt diese wundervoll aufs Einfache reduzierte aber mit tiefen Gefühlen erfüllte Musik aus.
◾ Horst Hollmann
Infos unter: www.klavierWIRKstatt.de
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