Neue Musikzeitung
Ausgabe März 2022

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Erfolgreicher Online-Workshop „Üben ist toll“

Zu täglichen Fragen und Nöten praktizierender MusikerInnen mit Dozentin Sandra Engelhardt

Hannover. Zum wiederholten Mal bot der DTKV Niedersachsen Ende 2021 einen Workshop mit der Dozentin Sandra Engelhardt an. Mit ihrer doppelten Qualifikation als Flötistin und als Coach (um nur zwei ihrer vielfältigen Berufsausbildungen zu nennen) ist sie in besonderer Weise in der Lage, die täglichen Fragen und Nöte praktizierender MusikerInnen zu verstehen und aufzugreifen.

Diesmal ging es um das Thema Üben, welches ja nicht nur das Unterrichten, sondern auch die eigene Spielpraxis betrifft. Hier gelang es Sandra Engelhardt mit einem sorgsam abgestimmten Mix aus Vortrag, Fragerunde, Partnergespräch und Brainstorming im Plenum die allgegenwärtigen Probleme, die mit dem Üben verknüpft sind, zur Sprache zu bringen: Motivationsfragen, Gedächtnisschwächen, ungenügendes Zeitmanagement, Unselbständigkeit, Gefühle der Vereinsamung am Instrument etc. Es war deutlich zu spüren, welche Erleichterung es für uns Musiker mit sich bringt, wenn wir einmal offen und dennoch geschützt über diese Themen, die uns untergründig ja täglich beschäftigen, mit einander sprechen können.

Aber was kann man tun, um diese Probleme auch zu lösen? Hier hält sicherlich jede erfahrene PädagogIn schon ihr eigenes Werkzeugköfferchen mit diversen Methoden bereit. Umso erfrischender erwies es sich, auch an den Kniffen der anderen TeilnehmerInnen einmal teilhaben zu dürfen. Dabei hat sich Sandra Engelhardt insbesondere auf die Fahnen geschrieben, ihre TeilnehmerInnen auch einmal durcheinander zu bringen und zu verwirren, wie sie auf ihrer Homepage schreibt (https://www.sandraengelhardt.de). Neben Ansätzen aus der Lernpsychologie scheut sie hierfür auch vor Anleihen aus dem Bereich des Marketing nicht zurück.

Als Beispiel für das Erste sei der Ansatz genannt, gedanklich zwischen der Person der Übenden und dem jeweilig ausführenden Organ zu unterscheiden. Also etwa zu formulieren: „Beobachte mal deinen kleinen Finger. Warum kann der das jetzt nicht?“ Auf diese Weise kann die Übende mehr in die Rolle einer für die Supervision des Lernprozesses zuständigen Person schlüpfen und entsprechend Verantwortung für sich selbst übernehmen. Was will man als LehrerIn mehr? Überhaupt gilt es, eine mittlere Ebene zu entwickeln zwischen der einseitigen Ergebnisorientiertheit des Übens (Motto: „Ich will jetzt endlich die Mondscheinsonate können“) und einem ebenso einseitigen Verlangen nach Spaß in jedem einzelnen Augenblick. Engelhardt bezeichnete diesen Mittelweg als die anzustrebende Prozessorientierung im Umgang mit dem Üben – dem eigenen sowie demjenigen anderer Menschen.

Als Beispiel für die angesprochenen Marketing-Techniken sei auf den in der Überschrift zitierten Titel dieses Seminars verwiesen. Mehr sei aber nicht verraten. Denn besser als Zeitungsartikel darüber lesen ist auf jeden Fall: selbst Seminar bei Sandra Engelhardt buchen! Oder vielmehr: ein „MeetUp!“ buchen, wie es in zeitgemäßer Sprache heißt.

◾ Ulrich Roscher (fl)




Movement-Zeiten, Jahreszeiten, Gefühle und Körper in Bewegung

Konzert mit Werken der Komponisten des Verbandes

Braunschweig. Ein Konzert nach strengen 3G-Regeln zu veranstalten ist aufwendig, aber es ist auch die große Chance, wieder Musik in Präsenz zu hören. Im historischen Saal der Dornse fand auf Einladung des DTKV Braunschweig bei gedämpften Lichtern ein Konzert zweier Professoren von der HMTM Hannover, Ulf Schneider, Violine und Jan Philip Schulze am Klavier, statt. Unter dem Titel „Night on Earth: eine musikalische Welt- und Zeitreise durch die Nacht“ standen 17 Werke auf dem Programm und versprachen einen spannenden Querschnitt der Stile, zusammengestellt nach der Vielfalt der Charakterstücke mit Nacht-Sujet. Im Programm stand: „Die Nacht lässt Raum für unerfüllte und unerfüllbare Sehnsüchte, sie weckt Phantasien, Hoffnungen und Wünsche. Traum und Wirklichkeit vermischen sich in ihr (…), Träume und Alpträume sind mit der Nacht verknüpft“.

Der norwegische Komponist Christian Sinding eröffnete den Abend und bereits hier merkte man, dass Nachtstücke, auch wenn sie Abendlied, Nachtklänge, Berceuse oder Nocturne heißen, keinesfalls einen ruhigen Konzertabend versprechen. Formal geben diese Werke viel Raum für Dramatisches und erlauben den Musikern, ihre Virtuosität im vollen Umfang zu entfalten. Nach dem raschen Stück von J. Turina aus Spanien fand erfreulicherweise das Nocturne der 18-jährigen französischen Komponistin Lili Boulanger Platz im Programm als ein Beweis dafür, dass Frauen großartige, starke Musik komponieren können. Paritätisch geteilte Programme sind immer noch eine Zukunftsvision. Dem folgte ein beeindruckendes Nocturne op.1 des ebenfalls 18-jährigen Portugiesen Joly Braga Santos. Deutschland wurde von Hans Werner Henze mit fünf abwechslungsreichen Nachtstücken aus dem Jahr 1990 vertreten. Etliche Bravo-Rufe bekam aber das letzte Stück vor der Pause, das Notturno e Tarantella op.28 des polnischen Komponisten Karol Szymanowski. Beide Musiker gingen in ihrem Element auf, zeigten eine perfekt aufeinander abgestimmte Kommunikation in der Interpretation dieses, wie die Anmoderation von Prof. Schulze verriet „das Unmögliche von der Geige“ abverlangenden Stückes.

Prof. Jan Philip Schulze,Klavier und Prof. Ulf Schneider, Violine (Foto Claudia Bigos)

Der zweite Teil begann mit der Komposition Night Music II – 4 Nocturnes des einzigen noch lebenden Komponisten im Programm: George Crumb aus den USA. Das Stück gehört du den Lieblingsstücken der beiden Musiker, auch wegen der erfinderischen Art der Notation der Neuen Musik. Die Demonstration mancher dieser „Spezialeffekte“ und gelegentliche kurze Anmoderationen der Musiker waren sehr hilfreich beim Werkverständnis der in der Mehrheit selten gehörten Werke. Nach den Stücken aus der Schweiz, Italien, Russland, Litauen, Tschechen und Armenien erklang als letztes, gefolgt von zwei Zugaben, die beeindruckende und ausdrucksstarke Serenade „Der Schneemann“ des 11-jährigen Erich Wolfgang Korngold aus Österreich.

Eine beachtliche Leistung der Musikprofessoren und ein thematisch äußerst interessantes Programm abseits des Mainstreams, bereichernd und anregend. Wie schön, dass die beiden Musiker der Einladung nach Braunschweig gefolgt sind.

◾ Claudia Bigos




Wohlgefühl und Gesundheit beim Instrumentalspiel

Hannover. Die zweite, aufbauende Phase zu diesem Seminar findet am Freitag, 18.03.22, von 10 bis 13 Uhr im Klavierstudio Davenstedter Strasse 115, in 30453 Hannover-Linden, statt. Als Dozent ist Pete Josephs aus Berlin eingeladen. Es hat seit mehr als 20 Jahren Erfahrungen und lehrt an diversen Musikhochschulen und an Akademien von Top-Orchestern. In Berlin leitet er das Institut Mitte zur Ausbildung von Musiker-Coaches. Es gibt wichtige Hinweise, wie schwere Erkrankungen beim Üben vermieden werden können. Das eigene Instrument ist bitte mitzubringen.

Anmeldungen sind bis zum 17.03.22 möglich. Weitere Informationen und den Flyer dazu finden Interessierte unter www.dtkv-niedersachsen.de.

◾ Gunter Sokolowsky (gs)


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