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Die Orgel kann der Musik in Kirchen neue Impulse geben. Davon ist Daniel Stickan überzeugt - und beweist es.
(Fotocopyright: Markus Tiemann, bei Nennung honorarfrei) |
Auf dem „Orgelmusik“ benannten Album versammelt Stickan musikalische Erfahrungen eines Jahrzehnts. Die CDs zeigen unterschiedlichen Charakter. CD 1 nahm Stickan an der 1878 erbauten kammermusikalischen Furtwängler-Orgel in Mandelsloh auf. Sie verfügt über eine seltene mechanische Kegellade, die es erlaubt, in der Tongestaltung Klangfarben und Dynamik vielfältig zu variieren. Das Album beginnt mit einer meditativen Reminiszenz ans norddeutsche Volkslied („Dat du min leevsten büst“) und läuft weiter bis zu Anleihen der Minimal Music.
Für CD 2 setzte sich Stickan an die ebenfalls aus der Furtwängler-Werkstatt kommende, aufs Jahr 1899 zurückgehende Orgel von St. Nicolai Lüneburg. Hier produziert Stickan zumeist einen weitaus voluminöseren Klang – und lässt im nächsten Moment ätherische Klangfäden durch das Kirchenschiff schweben. Eine kleine Hommage an den Bach-Choral baut Stickan ein – ohne den Meister geht es nicht – und legt eine kurze zerklüftete Improvisation („Particles“) nach.
„Orgelmusik“ ist ein Herzensprojekt des Musikers – und bereichert die Orgelmusiklandschaft ungemein. Das Album erschien bei der Edition Jazz in Kirchen (EJK Records), einem Label, das Stickan mit dem Berliner Saxophonisten Uwe Steinmetz gründete. EJK veröffentlicht neben eigenen CDs auch Produktionen von Musikern aus Deutschland, der Schweiz und Skandinavien. Das Duo Stickan/Steinmetz vermittelt zudem – in vielen Formaten – Jazz als Ausdruck christlicher Spiritualität.
„Orgelmusik“ ist in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren erschienen, gestaltet mit einer Prägedruck-Kalligraphie und in Fadenheftung gestaltetem, mit Fotografien bereichertem Booklet. Das Äußere passt sich den inneren Werten an
◾ Hans-Martin Koch
Boestfleisch hatte neben Romanistik, Philosophie und Musikwissenschaft auch Komposition bei Alfred Koerppen in Hannover und Hermann Fuchs in Göttingen studiert.
Seine Stilmittel zur Überwindung der Tonalität sind Bi-bzw. Polytonalität in Linien oder Akkorden, chromatische und diatonische Cluster, die Ganztonleiter und Quartenakkorde. Auf elektronische Klangerzeugung wird in diesem insgesamt eher konservativen Kontext verzichtet.
Die Musiker formierten sich abwechslungsreich in unterschiedlichen Zusammensetungen: Für Violoncello solo zeigten zwei Stücke, was ein Cello alles kann: col legno, con sordino, sul ponticello, auch ein Klopfen auf Holz war zu hören; teils langsame, sehr schön gesanglich ausgespielte Legato-Bögen, teils dramatische Steigerungen ins Presto und ein hauchzartes Pizzicato-Ende, rundum virtuos interpretiert von Jessica Kuhn.
„Hommage à Johann Sebastian Bach“, die drei Stücke für Klavier ähneln in ihrer Polyphonie den Inventionen Bachs, dass konnte man leicht hören, schnelle Sekunden, Quartenakkorde als Ruhepunkte, barocke Seufzer, all dies spielte Andreas Skouras meisterhaft!
„Die Nacht“ für Violine und Klavier beruht auf ein Erzählung von Garcia Lorca: auf die anfängliche Ruhe der Nacht folgt der Überfall eines Schweines auf ein unschuldiges Lämmchen. Danach ist die Nacht wieder ruhig. Dieses kleine Drama, hier war der spanische Bürgerkrieg spürbar, wurde faszinierend schön und lebendig von Sara Spitzer und Andreas Skouras interpretiert!
„Trio jugano“ für Violine (Anna Neubert), Violoncello und Klavier in zwei Sätzen war Kammermusik zum Geniessen: gleichwertige Partner führten ihre selbständigen Stimmen so souverän, dass ein hinreissend harmonische Ganzes entstand.
„Streichquartett I“. war der Schluss in dem sich nochmal Alles zeigte: Polytonalität, Quartenakkorde oder Ganztonleiter fügten sich unter den Händen der Musikerinnen und Musiker lebendig und schön zu einem harmonischen Ganzen.
Ein paar mehr Zuhörer hätte man dem Konzert gewünscht. Die, die da waren spendeten den Musikerinnen und dem Komponisten aus der Nachbarschaft einen sehr herzlichen Beifall.
◾ Friederike Leithner (fl)
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