Neue Musikzeitung
Ausgabe September 2024

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Streichquartette im Vordergrund - Schönheit und Expressivität der melodischen Linie

Melodik dient dazu, Schönheit zu suggerieren, welche direkt auf den Hörer wirken soll

Braunschweig. Die aufgeführten acht Werke des 1. Konzerts des Wolfenbüttler Komponisten Rainer Boestfleisch, die alle Uraufführungen waren, boten einen umfassenden Überblick über das bisherige kammermusikalische Schaffen des Komponisten. Ich verweise hier auf die ausführliche Rezension dieses Konzerts in der nmz vom Mai 2023.

Das 2. Konzert, welches vom renommierten, weltweit konzertierenden Minguet Quartett bestritten wurde, bot im Gegensatz zum Ersten ein Programm mit mehreren Autoren, bei dem allerdings die beiden bisher komponierten Streichquartette des Komponisten im Vordergrund standen. Das Konzert wurde, zur musikalischen Einstimmung des Publikums, durch ein klassisches Werk, das Streichquartett op.76 Nr.3 von 1797, das sogenannte "Kaiserquartett" von Joseph Haydn eröffnet, dessen Variationenthema des 2. Satzes später auf einen Text von Hoffmann von Fallersleben, zur deutschen Nationalhymne wurde. Auf diese spielerisch- musikantische Einleitung folgte dann das Streichquartett I (2020) des Komponisten, welches bereits im ersten Konzert als Abschluss erklang. Dann das satz- und klangtechnisch komplexe 2. Streichquartett von G. Ligeti (1968), dessen technische Herausforderungen vom Ensemble souverän gemeistert wurden. Den Abschluss bildete als Uraufführung das Streichquartett II (2022) des Komponisten. Für beide Streichquartette gilt neben den zur Klangdifferenzierung herangezogenen Streichereffekten als herausragendes Merkmal die bereits bei den Cellostücken erwähnte Schönheit und Expressivität der melodischen Linie. Abschließend kann die musikalische Sprache dieser Quartette, die auch für das gesamte bisherige Schaffen des Komponisten gilt, wie folgt zusammengefasst werden.

Es gibt keine übergeordnete Tonalität, die für das gesamte Werk gilt. Tonale und nontonale Partien wechseln sich ab. Wichtige Elemente, welche zur Überwindung tonaler Phasen dienen, sind: 1. Die Bi- bzw. Polytonalität: 2 Tonarten werden vertikal in Akkorden oder horizontal in einzelnen Linien übereinandergelegt. 2. Der chromatische bzw. diatonische Cluster, vertikal als Akkord auftretend. 3. Die Ganztonleiter als wichtiges Hilfsmittel zur Überwindung der Tonalität. 4. Der Quartenakkord, der zur Neutralisierung tonaler Flächen, aber auch, meist im p oder pp, als Ausdrucksmittel der Ruhe oder Stille dient. 5. Die expressive Melodik spielt in diesen Werken eine entscheidende Rolle: Sie dient dazu Schönheit zu suggerieren, welche direkt auf den Hörer wirken soll. Es ist Musik unserer Zeit, die durch ihren harmonisch- klanglichen Reichtum und ihre Vielfalt an Assoziationsmöglichkeiten in Verbindung mit synästhetischen Wirkungen, d.h. den Eindruck durch Klänge Farbwirkungen zu erzielen, ähnlich den Werken Ligetis, auch für ein größeres Publikum rezipierbar ist.

Es war schade, dass nur ein zahlenmäßig überschaubarer Kreis den Weg in die Braunschweiger Dornse gefunden hatte. Dieser bedachte aber den Komponisten und die Ausführenden mit frenetischem, begeistertem Beifall.

◾ (rb)



Die 34. Lüneburger Bachwoche bietet interessante Konzerte

Lüneburg. Ein weiterer musikalische Höhepunkt wird in der Hansestadt stattfinden. Unter der künstlerischen Leitung von Claus Hartmann veranstaltet der Verein „Freunde der Lüneburger Bachwoche e.V.“ die 34. Lüneburger Bachwoche 2024.

Die Einführung in diese Reihe wird bereits am 10.09.24, ab 18 Uhr, mit Cellist Oliver Göske als lockere Mischung aus Gesprächsrunde, Konzert und kühlem Getränk im Wasserturm durchgeführt.

Vom 13. bis 19. September 2024 werden an verschiedenen Veranstaltungsorten wie dem Fürstensaal des Rathauses, im Forum Musikschule, der Klosterkirche Lüne und St. Johanes das Lüneburger Bachorchester, mehrere Bundspreisträger von „Jugend musiziert“ (Anna und Irene Berzosa Lévano, Daniela Melnikhova, Magdalena Mahnke und Sophie Bergmann, Jamie Freeman und Julius Lehmann) sowie die Künstler:innen  Cosima Soules Lariviére (Violine solo), Johanna Krumstroh und Martin Böcker (Lesung und Cembalo), Julian Emanuel Becker (Orgel) und Valerij Petasch (Klavier) die abwechslungsreiche Gestaltung der Festwoche übernehmen.

Als Nachtrag möchten wir erwähnen, das der Gründer (1978) und künstlerischer Leiter der Lüneburger Bachwoche Claus Hartmann, 2023  mit dem Kunstpreis für Musik und Theater der Hansestadt Lüneburg geehrt wurde.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)

Weitere Informationen finden Interessierte unter www.bach-woche.de




Kurz vorgestellt

Franciska Anna Hajdu

Franciska Anna Hajdu wurde 1990 in Ungarn geboren. Sie entdeckte als kleines Kind ihre Liebe zur Geige. Ab dem 14. Lebensjahr besuchte sie Meisterkurse in Ungarn und Europa und schloss 2012 ihr Studium „moderne Violine“ ab.

Bei einen Semesteraufenthalt an der Carl Maria von Weber Musikhochschule in Dresden unternahm sie erste Schritte in die Welt der Barockvioline und der historischen Aufführungspraxis in der Klasse von Prof. John Holloway. Sie besuchte die Sommerakademie am Mozarteum Salzburg und die Schwetzinger Hofmusikakademie. An der Hochschule für Künste Bremen schloss sie ihr Studium 2019 mit dem Master in Barockvioline als Studentin von Veronika Skuplik und Prof. Thomas Albert ab.

Mit dem Ensembles Los Temperamentos tourte sie mehrfach durch Lateinamerika und trat in Mexiko, Chile, Peru und Bolivien auf.

Außerdem ist sie regelmäßig Gast bei Ensembles wie L‘arpeggiata, Concerto Palatino, La Festa musicale, Berlin Baroque, Continuum.

Franciska Anna Hajdu | Foto: Foppe Schut, Amsterdam

In 2015 gründete sie das Ensemble PRISMA und gewann mit dem Ensemble den 1. Preis beim Internationalen HIF-Biber-Wettbewerb in Österreich und verbrachte drei Jahre im „EEEmerging“-Programm für junge Ensembles für Alte Musik der Académie d'Ambronay in Frankreich. Ihr Ensemble trat auf renommierten Musikfestivals wie dem Mozartfest Würzburg, dem York Early Music Festival und dem Wunderkammer Festival in Triest auf, sowie für WDR, ORF und BBC.

Im Januar 2024 wurde sie zur Schriftführerin im Geschäftsführenden Vorstand des DTKV-Landesverbandes e. V. gewählt.
◾ (gs)

Weitere Informationen unter www.franciskahajdu.de.




„Tanzen wie am Hof des Sonnenkönigs“

Hemmor. Wir erinnern daran, das am Samstag, 21. September 2024, in der Zeit von 10 Uhr bis 18 Uhr, in der Musikschule An der Oste, Bahnhofstraße 36, in 21745 Hemmoor (LK Cuxhaven), ein Seminar „Tanzen wie am Hof des Sonnenkönigs“ stattfindet.

Bei diesem Tanzseminar wird Carla Linné von der Hochschule für Künste Bremen in die Schritte und Formen von Barocktänzen einführen. Eingeladen mitzutanzen sind alle, die Barockmusik lieben oder selbst beruflich oder in ihrer Freizeit spielen.

Die Organisation hat die DTKV-Bezirksgruppe Cuxhaven/Stade; übernommen. Teilnehmenden entstehen Kosten in Höhe von 65 €, DTKV-Mitglieder zahlen nur 50 €, Schüler:innen/Student:innen 35 €.

Weitere Informationen und einen Seminar-Flyer finden Interessierte auf der Homepage www.dtkv-niedersachsen.de, weiteres kann angefordert werden unter kug.senftleben@t-online.de
◾ Gunter Sokolowsky (gs)



Musik aus und für Goslar

Goslar. In der alten Kaiserstadt am Harz beginnt am Samstag, 07.09.2024, um 16 Uhr in der Stephanikirche eine Uraufführung der etwa 45-minütigen Kantate „Das Lob der Goßlarschen Gose“. So heißt das neue Werk, das unser DTKV-Mitglied Wolfgang Knuth uraufführen wird. Nicht aber im barocken Stil, sondern mit Saxofon, Viola, Klavier, Bass und Schlagzeug sowie mehreren Vokalgruppen sowie einem „Rapper“.

Interessant ist zunächst, dass Knuth selbst ein gebürtiger Goslarer ist, nach seinem Kompositionsstudium in Hamburg nun seit geraumer Zeit dort wieder wohnt und die beschauliche Stadt von Zeit zu Zeit mit seinen ungewöhnlichen Musikprojekten aufmischt.

Wer das Konzert besuchen möchte, findet aktuelle Informationen unter www.wolfgang-knuth.de/lob-der-goslarschen-gose.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)



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