Neue Musikzeitung
Ausgabe November 2024

[ zurück zum Jahrgang 2024 ]


Kantate „Das Lob der Goßlarschen Gose“ uraufgeführt

Wolfgang Knuth´s Neuvertonung des ursprünglich barocken Textes

Goslar. Anfang September 2024 ist die Kantate „Das Lob der Goßlarschen Gose“ – Wolfgang Knuth´s Neuvertonung des ursprünglich barocken Textes - in St. Stephani zu Goslar uraufgeführt worden. Zwar schreibt man den Namen dieser Stadt heute nicht mehr mit ß wie im Titel dieser Komposition, auch ist mit der Gose keineswegs der hindurchfließende Bach gemeint, aber dazu später.

Wichtig ist zunächst, dass Knuth selbst unter anderem in Goslar aufgewachsen ist, nach seinem Kompositionsstudium in Hamburg seit geraumer Zeit dort wieder wohnt und die beschauliche Kaiserstadt von Zeit zu Zeit mit seinen ungewöhnlichen Musikprojekten aufmischt. Vor einigen Jahren leitete er eine szenische Aufführung von Strawinkys Les Noces, bei der Goslarer BürgerInnen sangen und zu der Knuth als TänzerInnen bewusst ausschließlich solche Jugendlichen heranzog, die ansonsten wohl kaum mit einer solchen Musik in Berührung gekommen wären: Er beschränkte sich auf SchülerInnen einer Goslarer Hauptschule.

Weil Knuth eine Antipathie gegen das Verniedlichende der gängigen Musik für Kinder hat, ging er in die Kindergärten der Stand und erarbeitete mit dem Jüngsten eigene Geräuschkompositionen. Und nun, aus Anlass des 1100-jährigen Bestehens der Stadt, grub er im Stadtarchiv den Text einer Kantate aus, in der die Vorzüge des traditionellen Goslarschen Bieres gepriesen werden, eben des Gosebieres, das von den Einheimischen oft auch einfach als Gose bezeichnet wird. Das Alter des Kantatenmanuskriptes – es stammt von 1741 – gibt auch die Erklärung für die seltsame Schreibweise des Stadtnamens im Titel. Der Haken bei der Sache: Von dieser Kantate ist nur der Text überliefert – die Musik ist verschollen. Oder sollte das ein Vorteil sein? Kurzerhand vertonte Knuth diesen Text vollständig neu. Nun aber nicht im barocken Stil, sondern mit Saxofon, Viola, Klavier, Bass und Schlagzeug sowie mehreren Vokalgruppen. Ein „Rapper“ ist ebenfalls dabei. Mitvertont wurden auch alle Überschriften, Abkürzungen und Fußnoten – ganz im Sinne einer „aktiven Denkmalpflege“.

Im Unterschied zu den Instrumentalparts sind die Vokalparts leicht gestaltet. Denn es gehört mit zum Konzept, dass an dieser Aufführung möglichst viele Goslarer BürgerInnen mitwirken sollen. Eine Musik aus der Stadt, durch die Stadt und für die Stadt. Schon immer waren die Goslarer ein traditionsbewusstes Völkchen. Dies Bewusstsein mit avantgardistischen Impulsen versehen zu haben, das ist das musikalische Lebenswerk des Goslarers Wolfgang Knuth - als Chorpädagoge, Konzertorganist oder Komponist. Nachdem der letzte Klang verhallt war, gab es minutenlang tosenden Applaus für Musiker, Chor und den Komponisten. Man war einhellig begeistert darüber, dass ein wichtiges und einzigartiges Kulturgut der Stadt Goslar wieder zum Leben erweckt worden ist.

Ab dem kommenden Jahr will er in seinem Brotberuf als Gesangs- und Klavierlehrer etwas kürzer treten. Und die gewonnene Zeit nutzen, um endlich wieder mehr zu komponieren: Kammermusik, Symphonisches, Opern - nicht nur Kantaten über ein Bier.

◾ Franciska Hajdu/Ulrich Roscher

Das Foto entstand bei der Uraufführung in St. Stephani zu Goslar | Foto: Kaspert, Harzer Panorama am Sonntag



Musikalische Schätze in der tschechische Klaviermusik entdecken

Nach einem Besuch im Antonín-Dvorák-Museum Prag

Tschechische Klaviermusik? Sicherlich fallen Ihnen dazu gleich die ‚Slawischen Tänze‘ von Antonín Dvorák, Werke von Leoš Janácek, Polkas von Bedrich Smetana, die ‚Marionetten‘ von Martinu oder Klaviermusik von Benda und Dussek ein.

Erstaunlich viele tschechische Komponisten sind in Jahren, die mit einer Vier enden, geboren oder gestorben. So wird seit 1924 alle 10 Jahre ein „Jahr der tschechischen Musik“ gefeiert. Die Hauptjubilare 2024 sind Bedrich Smetana (200. Geburtstag) und Josef Suk (150. Geburtstag). 2024 ist ein rundes Gedenkjahr für Antonín Dvorák, Leoš Janácek oder Ervin Schulhoff und ein ‚halbrundes‘ Gedenkjahr für Josef Bohuslav Foerster und Bohuslav Martinu. Diese und andere tschechische Komponisten finden in ihrem Land lebendige Würdigung. Auch in Deutschland erklingen öfters als sonst Werke dieser Jubilare, vor allem Sinfonisches, Chor- und Kammermusik. Wie steht es um tschechische Klaviermusik in Deutschland? Schauen wir einmal auf die böhmische Klaviermusik von 1848 bis 1918: Aufgeführt wird diese Musik selten. Von Smetana sind mehrere Klavier-Sammlungen mit pianistisch dankbarer Musik von der unteren Mittelstufe bis hin zu den virtuosen „Tschechischen Tänzen“ im Handel. Auch die zahlreichen kostbaren Klavierwerke von Dvorák sind in mehreren Sammlungen erhältlich. Von Zdenek Fibich kann man u. a. mehrere Hefte seiner 376 poetischen Miniaturen „Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen“ erwerben. Klaviermusik von Vítezslav Novák ist ebenfalls im Notenhandel vertreten. Die gehaltvollen Klavierwerke für feinsinnige Pianisten von Josef Bohuslav Foerster sind nur antiquarisch, bei IMSLP oder bei der J. B. Foerster-Gesellschaft zu finden. Josef Suks subtile Klaviermusik wird dagegen wieder mehr gewürdigt und veröffentlicht, ebenso die Klavier-Miniaturen von Otilie Suková, der ältesten Dvorák-Tochter. Erfreulich sind Anthologien mit tschechischer Klaviermusik vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Für die Unterstufe existiert eine Fülle von anregender tschechischer Klaviermusik, die hier aber kaum im Handel erhältlich oder gar bekannt ist. 

Sie, liebe Klavier-Kolleg:innen, möchte ich dazu animieren, einige dieser erwähnten musikalischen Schätze zu entdecken, womöglich bei einem gemeinsamen DTKV-Workshop in Niedersachsen. Lassen Sie mich gerne per E-Mail (kug.senftleben@t-online.de) wissen, wenn Sie daran Interesse haben. n Gudula Senftleben (guse)

◾ Gudula Senftleben (guse)

Bösendorfer-Flügel von 1879 im Antonín-Dvorák-Museum Prag, an dem Dvorák komponierte, nach der Restaurierung (1996) | Foto: Gudula Senftleben



Klavierseminar zu „Übstrategien“ mit Prof. Pohl

Braunschweig. In der Klavierfabrik Grotrain-Steinweg findet am Samstag, 23.11.24, ab 10 Uhr das jährliche Klavierseminar für Lehrende und Lernende statt.

Als Dozent konnte Prof. Christian A. Pohl, Professor für Klavier und Klaviermethodik an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig, gewonnen werden. Seine Homepage (christian-pohl.com) überschreibt er mit dem Japanischen Sprichwort „Wer schnell zum Ziel will, muss in kleinen Schritten gehen.“ Genau dazu passt auch das Seminar-Thema „Übstrategien“.

Pohl absolvierte sein Klavierstudium an der Hochschule für Musik Freiburg und besuchte Meisterkurse. Er konzertierte sowohl solistisch als auch kammermusikalisch. Er lehrte an den Musikhochschulen in Freiburg und Stuttgart und wurde 2009 mit 34 Jahren als Professor nach Leipzig berufen.

Konzerte, Meisterkurse und Seminare führen ihn in zahlreichen deutschen Städten und ins Ausland.

Seine Studierenden erringen regelmäßig Preise bei nationalen und internationalen Klavierwettbewerben.

Im Frühjahr 2022 erschien sein Buch „Klaviermethodik“ (Edition Peters). Seit Januar 2023 ist seine „Digitale Klaviermethodik“, ein weltweit einmaliges Fortbildungsprogramm im Internet verfügbar.

Ausführliche Informationen sowie Anmeldehinweise finden Interessierte dazu auf der Homepage des DTKV Niedersachsen (dtkv-niedersachsen.de). (gs)





[ zurück zum Jahrgang 2024 ]

UNTERRICHT
Unterricht

Finden Sie hier
Anbieter für qualifizierten Musikunterricht.


Aktuelle Termine

siehe auch
Aus den Bezirken


Die DTKV-Bundesdelegiertenversammlung wählte ihr neues Präsidium

mehr ...


"Die Klänge der Frauen"
mit Werken von Komponistinnen
am Internationalen
Tag der Frauen 
8. März 2025 um 19:30 Uhr 
In der Dornse
Altstadtmarkt 7
38100 Braunschweig
Eintritt frei, Spenden sind erwünscht

mehr ...


Neu: Ein Video
vom Neue-Musik-Netzwerk
KLANGPOL
Oldenburg / Bremen

hier: