Neue Musikzeitung
Ausgabe Oktober

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Wenn Barock rockt - Ensemble versteht seinen Namen als Programm

Junges Barockensemble la festa musicale gräbt nach Neuem in der Alten Musik

Hannover. "Bachs Musik kann jeder singen" – zu diesen Worten wogt ein einfacher, vielstimmiger Kanon durch die Hannoveraner Markuskirche. Wer da singt, das sind junge und ältere Besucher, angeleitet von einer als "Magd Magdalena" verkleideten Konzertpädagogin (Britta Riedmiller) und dem Ensemble la festa musicale. Die MusikerInnen singen lauthals mit. Im gleichen Familienkonzert werden sie auch noch die musikalisch unbedarfte Magd über ihre Instrumente aufklären und das Tanzbein schwingen – während sie ein Brandenburgisches Konzert zum Besten geben.

la festa musicale versteht seinen Namen als Programm: "Wir wollen aus jedem unserer Konzerte ein kleines Fest machen" sagt Anne Marie Harer, die Konzertmeisterin des Ensembles. "Und zwar eines, bei dem wir das Publikum mit unserer Spielfreude anstecken. Mit Kindern funktioniert das sofort, aber wir wollen auch die älteren Semester von den Stühlen reißen."

Dies gelingt am Abend nach dem Familienkonzert: Das auf historischen Instrumenten spielende Orchester hat zu einem Konzert mit dem reißerischen Titel "Bach|brandneu!" geladen. Zwei mit viel Verve gespielte Brandenburgische Konzerte bilden den konventionellen Rahmen um verschiedene innovative Programmbestandteile: Die Uraufführung der Auftragskomposition "Fünf Einzelgänger" von Benjamin Scheuer verlangt verschiedenen Solisten aus den Reihen de Ensembles Höchstleistungen ab, während  das Tutti den jeweils dargestellten Solisten-Stereotypen (vom autistischen Tasten-Nerd bis zur eitlen Rampensau) den rhytmisch vertrackten Spiegel vorhält. Es folgt ein von drei Ensemblemitgliedern im Parodieverfahren aus Bachschen Kammermusikwerken gewonnenes "Neubrandenburgisches Konzert" für Blockflöte, Oboe da caccia, Fagott und Streicher.  Und zwischendurch kommentiert Volker Hagedorn (der Bach-Gemeinde durch sein 2016 erschienenes Buch "Bachs Welt" bekannt) das Geschehen mit drei launigen Kolumnen. "Da war für jeden was dabei" meint hinterher ein junger Zuhörer im Hannover-96-Trikot, der sich vom unkonventionellen Bezahlsystem "pay what you can" hat anlocken lassen, bei dem jeder Besucher nach dem Konzert einen diskreten Obolus in einer Butterbrottüte zurücklassen kann.

Angefangen hat alles ganz "normal": Anfang 2014 gegründet von freiberuflichen jungen Hannoveraner und Bremer MusikhochschulabsolventInnen, übernahm la festa musicale zunächst den Instrumentalpart bei barocken Oratorienaufführungen mit diversen norddeutschen Chören und Kantoreien. "Das ist auch heute das Rückgrat unserer Arbeit" erzählt Maria Pache, Bratscherin und Mitglied im fünfköpfigen Organisationsteam des Ensembles. "Durch die vielen Oratorienkonzerte konnte unser Orchester musikalisch und menschlich zusammenwachsen. Und wir freuen uns sehr über unsere guten Kontakte besonders in die hannöversche Chorszene."

Doch neben solchen Projekten mit erstklassigen Ensembles wie dem Knabenchor Hannover oder dem Collegium Vocale Hannover und namhaften Solisten und Dirigenten wie Peter Kooij, Andreas Scholl und Hermann Max entwickeln die MusikerInnen ihre eigenen Konzertideen. Und da muss es nicht immer Bach oder Händel sein. "In diesem Jahr nehmen wir uns die Mysteriensonaten von Heinrich Ignaz Franz von Biber vor" berichtet die Geigerin Iris Maron, die für das Ensemble das Projekt "Biber|Wandlungen" kreiert, das im November über verschiedene niedersächsische Bühnen gehen wird und Kammermusik mit live dazu vom Berliner Maler Adrian Rovatkay geschaffener Kunst verbindet. "Vorab bringen wir das Projekt schon in eine Jugendkunstschule und zwei Gymnasien, wo Bibers Themen zusammen mit den Schülern interdisziplinär auf den Grund gegangen wird. Wir freuen uns, wenn wir so auch junge Leute mit ihren Familien in unsere Konzerte locken können", meint Maron.

Die viele Arbeit hinter den Kulissen zahlt sich aus: la festa musicale präsentierte sich schon bei diversen Festivals wie den Niedersächsischen Musiktagen, dem Festival Alte Musik Knechtsteden oder den Festwochen des Forum Agostino Steffani. In diesem Sommer gibt es sein Debut beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Und dann? "Wir feiern die Feste, wie sie fallen" grinst Konzertmeisterin Anne Harer, "und für zwischendurch haben wir viele gute Ideen!"
◾ Karoline Steidl (kast)

Mehr Informationen im Netz unter www.lafestamusicale.de | www.facebook.com/lafestamusicale





Neue Musik und Elektronische Musik in Lüneburg

Lüneburg. Nun zum 44. Mal startet das Festival „Neue Musik Lüneburg“. In der Zeit vom 7. bis 13.10.2018 finden Live-Konzerte (ab 19 Uhr) und Nachtkonzerte (ab 21 Uhr) statt. Als bewährter Veranstaltungsort wurde wieder das Glockenhaus auf der Glockenstraße in Lüneburg  ausgewählt.
Das Eröffnungskonzert am So, 7.10.18, 19 Uhr, bietet einen besonderen Höhepunkt: „Vorsicht, Katharina!“. Der niederländische Komponist Jan van der Putte hat für die Cellistin Katharina Gross ein neues Solowerk geschrieben. Dazu bestand eine Zusammenarbeit mit der European Conference of Promoters of New Music (ECPNM).
In dem Werk wird die Solistin spielen, singen und aktieren. Durch lang andauerndes Musizieren besticht der große Aufbau durch eine starke emotionale Ladung.
Die Nachtkonzerte stellen internationale Elektroakustische Musik vor: ein Abend, ein Land.
Verschiedene Ensembles aus Hamburg, Bayreuth, den Niederlanden stellen ihre Elektronische Musik vor.
Weitere Informationen: Fortbildungszentrum für Neue Musik, Katzenstraße 1a, 21335 Lüneburg. - Mobil +49 (0) 177 - 8280512
◾ Gunter Sokolowsky (gs)



Klavierpodium zu Claude Debussy

Braunschweig. Im Gedenkjahr an den 100. Todestag von Claude Debussy wird sich das Klavierpodium in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg als Seminar für Klavierpädagogen, Studenten und Schüler (ab 15 Jahren) am Samstag, 17.11. 18, zwischen 10 Uhr und 18 Uhr, mit dem Komponisten beschäftigen.
Als Dozent konnte der Debussy-Spezialist Prof. Bernd Goetzke gewonnen werden. Er ist Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und Leiter des Studienganges Soloklassen. Mit dem Klavierkurs, Komponistenportrait und der Vorstellung seines Buches wird es einen sehr lehrreichen Seminartag geben.
Anfang 2018 war erstmals in deutscher Übersetzung „Claude Debussy, Briefe an seine Verleger“ von Prof. Bernd Goetzke erschienen. nmz berichtete ausführlich in der Märzausgabe.
Anmeldeschluss, gerne auch per Mail, ist am 10.11.18. Weitere Informationen finden Interessierte im Flyer (Internetseite) oder in der DTKV-Geschäftsstelle.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)







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