Neue Musikzeitung
Ausgabe Mai 2017

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Lehrstück über die Schwierigkeiten beim Erlernen eines Streichinstrumentes

Ein harmonisches Körpergefühl entwickeln und die Geige zum eigenen Körperteil werden lassen

Hannover. Ein Kammerkonzert der besonderen Art präsentierte die Streicherakademie Hannover (SAH) zur Unterstützung des Stadtpark e.V. Hannover im Januar 2017 im Gartensaal der Waldorfschule Hannover. Ein Lehrstück über die Schwierigkeiten beim Erlernen eines Streichinstrumentes, sowie über die Komplexität und Herausforderung beim Zusammenspiel in der solistisch besetzten Kammermusik. Marie-Luise Jauch, Leiterin und Gründerin der Streicherakademie, führte in einer kurzweiligen und spannenden Moderation die etwa 200 kleinen und großen Zuhörer im Saal mit spürbarer Freude am Musizieren und Unterrichten durch den Abend.
Das jüngste Quartett (Elisa Donaire, Smilla Ritscher, Sophie Blejan, Lisa Quindel, acht- bis zehnjährig) präsentierten anspruchsvolle Stücke vom Calypso über Werke von Sheila Nelson bis hin zu einem zeitgenössischen Stück von Istvan Szelenyi, abwechselnd auf einem Balancierkreisel stehend - ein Hilfsmittel, was die Schüler dabei unterstützt, ein harmonisches Körpergefühl zu entwickeln und die Geige zu einem eigenen Körperteil werden lässt. Das Publikum sah und hörte, wie anmutig die Töne schon der Jüngsten tanzten.
Wie wichtig das beständige „aufeinander hören“ im Zusammenspiel ist, zeigte das folgende Violinquartett (Maya Kuban, Jarla Matthies, Fabian Hübner, Antonia Blejan - zehn- und elfjährig). Der physikalischen Erklärung, die die Schwierigkeit der Intonation beim Zusammenspiel erläuterte, folgte in eindrucksvoller Weise eine hörbare Demonstration, so wurde jedem im Publikum das pythagoräische Komma spielend leicht offenbar. Mit einem vierstimmigen Satz von Georg Philipp Telemann warfen die Vier sich souverän die (Klang)-Bälle hin und her. Die Vielfältigkeit der Geige an Tonumfang und Klangfarbe präsentierten sie technisch und musikalisch virtuos mit Charles Danclas Variationen zu „Ah! Vous dirais-je, Maman“.
Das pädagogischen Konzept der Streicherakademie Hannover umfasst kein Generalrezept, sondern es werden immer wieder aufs Neue individuelle Hilfestellungen erarbeitet und so jeder Schüler nach seinen Möglichkeiten unterstützt und gefördert. Dies war zu hören beim dritten, diesmal klassischen, Streichquartett (Pauline Henningsen, Zeliha-Bahire Caliskan, Hanna Wiontzek und am Cello Elisa Aylon, kurzfristig eingesprungen, Lehrerin der SAH). Sie spielten ein Divertimento von Mozart (KV 138). Ein Erlebnis, Mozart gespielt von 13-jährigen Musikerinnen, leichtfüßig, neckend, ohne die Tiefe zu verlieren. Kontrastiert wurde das klassische Stück von zwei Tangos von Mariano Mores und Enrique Francini, die in ihrer musikalischen Intensität und Ausdrucksstärke nichts nachstanden.
Wohin der musikalische Weg gehen kann, zeigt zum Schluss das vierte semi-professionelle Streichquartett (Maiken Jauch, Katharina Seth - 15 Jahre, Johanna Sinn, Elysa Aylon). Dieses Quartett, welches den Abend mit Astor Piazzollas Libertango eröffnet hatte, beeindruckte mit einem Stück von Percy Grainger und einem Tango von Carlo Gardel - ein Stück Südamerika flog nach Hannover.
Was hoher Anspruch zusammen mit einer intensiven Schüler-Lehrer Arbeit leisten kann, ist im Laufe des Abends hör- und sichtbar geworden. Fast alle Schüler werden seit ihrer ersten Geigenstunde in der Streicherakademie unterrichtet und sind regelmäßig erfolgreiche Teilnehmer am Wettbewerb „Jugend musiziert“. Gemeinsam beschlossen sie den Abend mit einer Zugabe (Drittes Brandenburgisches Konzert, 1. Satz). Bravo!
◾ Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Korff (Philosoph und Musiktheoretiker), Dr. Jens Hübner.

Foto: Daniel Matthies. Fototext: Schüler und Schülerinnen der Streicherakademie Hannover beim Konzert.




39. Internationale Studienwoche für zeitgenössische Musik 2017

Entdeckungsreise in die faszinierende Klangwelt gegenwärtigen Musikschaffens

Lüneburg. Kennen Sie diese sehenswerte Stadt bereits? Es lohnt sich auf jeden Fall hier einen Besuch abzustatten und das Glockenhaus (sehr ansprechendes Gebäude) unbedingt zu besuchen. Wir informieren heute über eine interessante Veranstaltung genau an diesem Ort.
Das Fortbildungszentrum für Neue Musik Lüneburg mit Director Prof. Helmut W. Erdmann und der Assistenz von Claus-Dieter Meier-Kybranz, haben die 39. Internationale Studienwoche für zeitgenössische Musik organisiert. Sie findet in der Zeit von Sonntag, 21. bis Samstag, 27. Mai 2017, im Glockenhaus, Glockenstraße, 21335 Lüneburg, statt. Sie gilt als „Entdeckungsreise in die faszinierende Klangwelt gegenwärtigen Musikschaffens“. Angesprochen sind Komponisten, Musikwissenschaftler, Musikpädagogen, Interpreten, Teilnehmer und Hörer. Wieder wird es ab 21 Uhr Nachtkonzerte mit Elektroakustische Musik internationaler Studios geben.
Die um 19 Uhr gebinnenden Live-Konzerte beinhalten unter anderem folgende Angebote: Erleben sie „Cellomondo“: Katharina Gross, Cello & Arnold Marinissen, Elektronik (in Zusammenarbeit mit der European Conference of Promoters of New Music), am 21.5. Tags drauf gibt es „Klangfantasien“ für Ensemble der Musikschule der Hansestadt Lüneburg zu hören. Am Dienstag stellt sich das Lux Nova Duo: „Hamburg Dialogues“ mit Lydia Schmidl, Akkordeon & Jorge Paz Verastegui, Gitarre, vor. Am 24.5. präsentiert Helmut W. Erdmann selbst Musik für Bassflöten plus Live-Elektronik.
Am Himmelfahrts-Tag (25.5.) werden in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Neue Musik Hamburg und dem Deutschen Komponistenverband, Landesverband Norddeutschland zwei „Geburtstagskonzerte“ zu hören sein: 19 Uhr mit Thorsten Kuhn und 20.30 Uhr mit Christine K. Brückner. Das Ensemble Musica Viva Bayreuth bietet am Freitag „Surprises“. Zum Abschluss-Live-Konzert der Studienwoche wird am Samstag, 27.5.17, das Live-Elektronik-Ensemble Hamburg/Lüneburg mit Solo- und Ensemblewerken bilden.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)

Informationen gibt es im Web unter www.neue-musik-lueneburg.de
und sind auch unter „39. Internationale Studienwoche für zeitgenössische Musik 2017“ zu finden.

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