Neue Musikzeitung
Ausgabe Dezember 2023

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Die Notenfee Fasola stellt Komponistinnen vor

10 Jahre Verein Kinderklassik „Die Kinder machen den Unterschied“

Braunschweig. Kinder machen Musik, aber wie! Die 2013 bei der Gründung des Vereins Kinderklassik.com entstandene Idee, musizierenden Kindern und Jugendlichen Auftrittsmöglichkeiten zu geben, wird von dem Motto des Vereins „Die Kinder machen den Unterschied“ gut untermauert. Die Kinder brauchen diese Plattform, um aus dem Übungszimmer an die Öffentlichkeit zu gehen, um Musik auszuleben und mit ihrer Freude am gemeinsamen Musizieren anderen Kindern ein Vorbild zu sein. Im 10. Jahr der Vereinsgründung fand am einem Sonntag im Juli 2023 im Schloss Richmond in Braunschweig das letzte Konzert des Jubiläums statt.

Die riesigen Kronleuchter füllen den sonnendurchfluteten, wunderschönen Raum des Schlosses mit feierlicher Atmosphäre. Der Rahmen für den Auftritt der Notenfee Fasola, die das Konzert eröffnete, war somit bestens gesetzt. Eine weitere Besonderheit war, dass im Konzert ausschließlich Werke von Komponistinnen wie Edna-Mae Burnam, Amy Marcy Beach, Ivana Loudová, Barbara Heller, Cécile Chaminade, Florence Ada Goodrich Emilie zum Steeg, Louise Farrenc und Mon Schjelderup aufgeführt wurden. Da diese und ihre Werke dem Publikum meist nicht bekannt sind, trugen alle TeilnehmerInnen kurze Biografien der 11. Komponistinnen vor. Drei Schülerinnen des Vereins Kinderklassik.com fertigten sogar wunderbare Portraits der Komponistinnen an, die von den SpielerInnen nach und nach feierlich präsentiert und auf acht Staffeleien dem Publikum zugänglich gemacht wurden. Was für eine großartige Idee!

Die jungen Interpreten trugen teils Kostüme, die die jeweiligen Epochen ihrer Komponistinnen entstammten. Dabei überraschte die Verkleidung von Aaron Borggrefe, der Cécile Chaminades Gavotte op.123 Nr.5 vortrug, denn er verlieh durch seine mutige Kostümierung dem mysogynen Satz des französischen Komponisten Ambroise Thomas über die Komponistin „Sie ist ein Komponist, der eine Frau ist“ eine besonders ambivalente Darstellung. Auch eine 2006 geborene Komponistin aus den Reihen des Vereins hat ein Stück für Gesang und Klavier komponiert. Am Ende tanzten alle Beteiligten um den Flügel herum und ließen bei Snacks und kühlen Getränken das 10. Jubiläum ausklingen. Herzlichen Glückwunsch!

◾ Claudia Bigos

Aaron Borggrefe alias Cécile Chaminade | Foto: Claudia Bigos



Magisch wie das Universum

Die Sternenhimmel-Suite von Erich A. Radke

Oldenburg. Erich A. Radke, DTKV Mitglied in Oldenburg, ist ein vielseitiges Talent. Er studierte zunächst freie Malerei, danach verschiedene Instrumente: Querflöte, Klavier, Laute und Gitarre. Er erwarb das Konzertdiplom der HfK Bremen und unterrichtete dort als Lehrbeauftragter für Gitarre. Außerdem absolvierte er ein Studium in Komposition und Musiktheorie. Neben einer umfangreichen Konzerttätigkeit im In- und Ausland war er insbesondere als Theatermusiker in West- und Ostdeutschland aktiv und mit über 100 Bühnenmusiken und Musicals äußerst produktiv.

Nun liegt ein neues kammermusikalisches Werk von ihm auf CD vor: Das Bremer Label
hm-audio-records legt in diesem Sommer die Ersteinspielung seiner „Sternenhimmel-Suite“ für zwei Gitarren vor. Interpretiert wird das siebensätzige Werk durch das international bekannte Gitarrenduo Keti und Boyana Stoyanova aus Hannover.

Erich A. Radke schuf dieses Werk nach intensiver Auseinandersetzung mit den Thesen des Astrophysikers und Astrophilosophen Stephen Hawkins. Die Klangwelten sind geradezu physisch erfahrbar und lassen den magischen Zauber des von Erich A. Radke in Tönen erscheinenden Universums erahnen. Diese Komposition entführt den Zuhörer in neuartige Klangwelten und macht neugierig auf die rätselhaften und unerforschten Phänomene des Weltraums. Sie stellt Fragen an unser Verhältnis zu Unendlichkeit und Zeitlosigkeit im physischen wie auch metaphysischen Sinne. Radke benutzt dazu in seiner Tonsprache klassische wie auch sehr moderne Spieltechniken für die Konzert - Gitarre, um seine Sicht auf Hawkins Thesen und die Phönomenealogie des Weltalles entsprechend und auf eigene Art zum Ausdruck zu bringen. Nie wirkt diese Klangsprache vordergründig oder künstlich aufgesetzt. Sie scheint in Form und Stil durchdacht und durchstrukturiert, dem Sujet angemessen. Für Gitarrist*innen ist diese Musik eine wunderbare empfehlenswerte Ergänzung des vorhandenen aktuellen Repertoirs.

Dazu sind im Booklet, gestaltet durch Grafiker Bernhard Weber-Meinardus, die zugrundeliegenden Gedanken des Astrophysikers Stephen Hawkins in Bild und Text erhellend einsehbar. Sie begleiten und verdeutlichen diese Klangreise durch das Universum. Das Booklet hilft dem Hörer den von Radkes Komposition avisierten Perspektivwechsel vom Universum auf das Geschehen unseres Alltages auf der Erde nachzuvollziehen.

Erich A. Radke | Foto: Julius Abt

Die Enspielung brilliert zudem durch ein äußerst feinfühliges Gitarrenarrangement für die Geschwister Boyana und Keti Stoyanova, die durch ein wunderbar aufeinander abgestimmtes Gitarrenspiel restlos überzeugen. Die vorliegende Interpretation durch das Duo Stoyanova besticht durch ihre brillante und hochprofessionelle Spielfreude und läßt eine innere ernsthafte Auseinandersetzung mit der Kompsition und der Thematik erkennen.

Hierbei darf auch die professionelle und dem Sujet angepasste Aufnahmetechnik des Cosmic Tonstudios von Herbert Müller in Bremen nicht unerwähnt bleiben. Den einzelnen Sätzen der Sternenhimmel Suite begegnet H. Müller mit einer hoch kompetenten und sehr feinen Aufnahmetechnik, die allerhöchsten Hörgenuss ermöglicht und den Zuhörer hautnah am Gitarrenspiel und der Interpretation der Komposition beider Musikerinnen teilhaben läßt.

Diese „Sternenhimmel-Suite“ klingt fast so magisch wie das Universum selbst und besticht in ihrer Musikalität bei ungewöhnlicher guter Aufnahmequalität. Sie ist damit unbedingt empfehlenswert. Man kann und darf gespannt sein auf kommende Kompositionen und Einspielungen.

◾ Hartwig Ventker




Hinweis auf die Mitgliederversammlung

Hannover. Im DTKV Niedersachsen sind Landesdelegiertenversammlungen Geschichte. Aufgrund der neuen Satzung, die sich der Landesverband (LV) gegeben hat und die mit Beginn des Jahres 2024 in Kraft tritt, wählen die Mitglieder nun keine Delegierten mehr. Vielmehr ist jedes einzelne Mitglied selbst zur Teilnahme an der jährlichen Versammlung aufgerufen und kann dort sein Stimmrecht ausüben. Sie findet am Samstag, 06.01.2024 von 10 Uhr bis ca. 13 Uhr statt.

Die Versammlung wird in Hybridform angeboten. Neben der Teilnahme in Präsenz in den Geschäftsräumen des DTKV, Arnswaldtstraße 28 in 30159 Hannover, kann jeder auch online per Video-Schalte teilnehmen. Das erhöht die Möglichkeiten für derjenigen Mitglieder, die weiter weg wohnen, auf die Entscheidungen des Verbandes Einfluss zu nehmen. Sie sollten es nutzen!

Aufgabe dieser ersten Mitgliederversammlung in der neueren Geschichte des LV wird es sein, einen neuen geschäftsführenden Vorstand auf der Grundlage der neuen Satzung zu wählen. Wer einmal einen klangvollen Titel führen möchte, hat hier die Gelegenheit, ihn zu erwerben. Denn was bisher der Vorsitzende des Vereins war, heißt dann Präsident. Wenn das kein Grund ist, für dieses Amt zu kandidieren! Meldungen nimmt der Landesverband entgegen.

◾ Ulrich Roscher



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